"Wütend über das Erstarken einer neuen unverschämten und ignoranten Rechten", aber auch wütend über das Versagen "aller demokratischen Kräfte in unserer Hemisphäre" - so hat Bruno Max nach eigenen Worten Ödön von Horvaths "Italienische Nacht" für das Wiener Theater Scala inszeniert und in die Gegenwart versetzt - packend und intelligent.
Die "Komödie" - am Ende geht die Konfrontation glimpflich aus - ist, wie Horvath selbst mit der Datierung "1930-?" angedeutet hat, gespenstisch aktuell geblieben: In einer Kleinstadt stehen einem wachsenden Rechtsradikalismus saturierte, untereinander zerstrittene Sozialdemokraten gegenüber. Dem sozialistischen Establishment geht es um ein ungestörtes Sommerfest, "eine italienische Nacht", die sich zu einer Veranstaltung von Traumtänzern entwickelt. Die Parteijugend propagiert angesichts der aufmarschierenden Rechten "Kämpfen statt Tanzen". Die Raumlösung von Marcus Ganser und Bruno Max - ein Gastgarten, in dem die Zuschauer Tisch an Tisch mit den Akteuren sitzen - stellt klar, dass wir uns alle mitten im Geschehen befinden. Georg Kusztrich macht aus Stadtrat Ammetsberger mehr als einen "Toskanasozialisten": Dieser selbstgefällige Phrasendemokrat könnte jeder Couleur sein. Karl Maria Kinsky überzeugt als anpassungsfähiger Wirt Lehninger, der je nach Bedarf rote Nelken, Kornblumen oder italienische Fähnchen in die Vasen steckt, Marion Rottenhofer als um das Binnen-I besorgte Politikerin, Leopold Selinger als Kameradschaftsführer mit Kärntner Akzent. Aber auch die Leistungen des übrigen Ensembles sorgen für einen sehenswerten Abend.