Sein Tenor ist heldisch und strahlend, in jeder Lage mühelos und mächtig. Und er verfügt über schier endlose Kraftreserven. Stephen Gould hat sich längst als Wagner-Tenor einen Namen gemacht. Am Sonntag bewies er seine derzeitige beinahe Alleinstellung in diesem Fach als neuer Wiener Tristan. Wortdeutlich zeichnete er einen präsenten und leidenschaftlichen Helden im Liebeswahn und zeigte, dass Metall auch warm klingen kann. Petra Lang sang ihre erste Wiener Isolde, war Gould mit ihrem schön gedeckten Sopran im ersten Aufzug eine ebenbürtige Partnerin, ließ in der Folge jedoch Strahlkraft vermissen. Ebenfalls ihr Debüt feierten Sophie Koch als wunderbar klare und kluge Brangäne und Kwangchul Youn als kraftvoll zurückgenommener Marke. Matthias Goerne ist als dunkel lodernder Kurwenal absolute Luxusbesetzung. Die Magie der "Nacht der Liebe" wollte nicht so ganz herniedersinken, doch im Großen und Ganzen gelang Mikko Franck am Pult eine stringente Lesart von Wagners "himmelshöchstem Weltenrücken". Mit den konzentrierten Musikern fand er immer wieder die Balance zwischen den üppig gleißenden Verschmelzungswogen und feiner Klangmalerei.
Die vor allem schwarze, nur von einem gigantischen Mond bestimmte Inszenierung von David McVicar lädt generell zu szenischer Ödnis ein, die die allesamt herausragend spielenden Sänger jedoch abzuwenden wussten. Eine klug besetzte und schön einstudierte Spielserie.