70 ist das neue 50. Zumindest hätte das Lukas Resetarits gerne. Denn der bevorstehende runde Geburtstag wirft seine ersten gesundheitlichen Schatten und Resetarits kokettiert in seinem neuesten Programm "70er – leben lassen" nur allzu gerne mit den Wehwehchen eines Best Agers. Schließlich ist die Bühne im Wiener Stadtsaal extra für ihn altersgerecht und barrierefrei gestaltet. Aber noch gibt sich einer der längstdienenden Kabarettisten Österreichs nicht so schnell geschlagen. Alt, mürrisch und wehleidig sollen andere sein.

Er will wie in seinen Anfangsjahren die Gesellschaft zum Besseren verändern, weigert sich in das übliche "Früher war alles besser" miteinzustimmen. Wenngleich seine Bewunderung für den ehemaligen Sonnenkönig Bruno Kreisky ungebrochen scheint. Da kommt der "alte Linke" (© Lukas Resetarits) so richtig in Fahrt. Irgendwie war´s damals halt schon besser. Oder zumindest einfacher. Wer würde heute nach der Arbeit noch schnell die Arena erfolgreich besetzen? Wer könnte mit einer Plastikwäscheleine noch Autos reparieren? So komplex und vielschichtig sich die Welt heute auch entwickelt.

Lukas Resetarits bringt wenig Verständnis auf für Angsthaber und Populisten, die mit einfachen Antworten locken. Resetarits geht es in seinem Programm jedenfalls nicht (nur) um den schnellen Gag, die witzige Pointe. Er hält dem Publikum auch den Spiegel vor, versucht mit nachdenklichen Texten wachzurütteln und uns aus der Wohlfühlecke zu locken. Mal gelingt dies besser, mal weniger. Mal etwas eleganter, mal etwas plumper. Das Premierenpublikum nimmt es freundlich auf. Hoffen wir auf das 80er Special.