András Lukács sieht "Movements to Stravinsky" als Puzzle.
András Lukács sieht "Movements to Stravinsky" als Puzzle.

Wien. Drei Choreografen - drei unterschiedliche Interpretationen der Tanzgeschichte, dreifache Modernisierung inklusive - das versteht sich von selbst. Die kommende Premiere des Wiener Staatsballetts in der Volksoper nämlich zeigt, wie unterschiedlich heutige junge Künstler mit Traditionen umgehen. Im konkreten Fall: die wegweisende Ära des Ballets Russes mit dem Komponisten Igor Strawinsky in Paris. Unter dem Titel "Feuervogel/Petruschka/Movements to Stravinsky" widmen sich die Choreografen und Tänzer der Kompagnie - Andrey Kaydanovskiy, Eno Peci und András Lukács - den geschichtlich bedeutenden Werken. Denn es war die Ballets Russes, die mit ihrer neuer Ästhetik die Stagnation der großen Handlungsballette des 19. Jahrhunderts wegfegte. Die Theaterskandale gingen damit Hand in Hand - und öffneten das Tor zur Moderne.

Zerreißprobe Familie und Job


So etwa Strawinskys "Petruschka". "Ich versuche, sehr respektvoll mit der Musik umzugehen, denn es ist mir wichtig, dass sie so interpretiert wird, wie sie geschrieben wurde", sagt Eno Peci im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das ist kompliziert, für den Choreografen gleichermaßen wie für den Tänzer. Aufgrund der ständigen Taktwechsel und Synkopen "muss man einfach zählen, sonst bekommt man den Rhythmus nicht mit", so Peci. Das würde sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch nehmen. "Also heißt es proben, proben, proben." Peci hat "Petruschka" modernisiert, die drei Hauptcharaktere aber bleiben: "Petruschka ist ein Lehrer, die Ballerina die Frau von Petruschka und der Mohr die Direktorin der Schule." Wie kommt man auf die Idee, Petruschka - der ungefähr unserem Kasper entspräche, wäre dieser etwas melancholischer - als Lehrer darzustellen? "Ich dachte, Petruschka ist in der Originalversion eine wirklich traurige Gestalt. Es gibt sehr viele Männer heute, die viel arbeiten, Familie und Kinder haben - sie lieben ihren Job und natürlich ihre Familie." Sie sind hin- und hergerissen zwischen Privat- und Arbeitsleben, können nicht immer für die Familie da sein, wie sie es sich wünschen würden. "Das Thema hat mich einfach gereizt", so Peci weiter. Vielleicht autobiografisch? "Nein, aber für mich wäre es wünschenswert, wenn die Zuschauer zum Nachdenken angeregt werden würden", sagt der Tanzschaffende.

Zitate aus der Renaissance

Noch wird intensiv geprobt: Eno Peci (l.) mit Davide Dato.
Noch wird intensiv geprobt: Eno Peci (l.) mit Davide Dato.