Es hat schon fast Tradition, dass der Österreichische Kabarettpreis in den aktuell vier Kategorien nicht an vier, sondern an mehr Künstler vergeben wird. Waren es 2015 das "Tagespresse"-Kollektiv und das Duo Matthias Egersdörfer & Martin Puntigam sowie 2016 Hosea Ratschiller & Radeschnig, die gemeinsam in einer Kategorie ausgezeichnet wurden, so haben nun in der Wiener Uranie beim Österreichischen Kabarettpreis auch zwei Duos Preise entgegengenommen: Antonia Stabinger und Ulrike Haidacher alias Flüsterzweieck bekamen den Förderpreis, Robert Blöchl und Roland Penzinger alias Blözinger den Programmpreis. Der Hauptpreis ging (wie schon 2004) an Lukas Resetarits, der Sonderpreis an die Satirikerin Stefanie Sargnagel. Die große Überraschung des Abends - weil der Sieger erst direkt bei der Preisverleihungsgala bekanntgegeben wurde - war der heurige Publikumspreisträger: Im Online-Voting setzte sich hier diesmal "Wir sind Kaiser" gegen die anderen Comedy-Formate im heimischen TV durch.
Die anderen vier Preise hatte eine Jury aus kabarettaffinen Journalisten vergeben. Resetarits wurde in deren Begründung unter anderem als "Kabarettist, der viel zu sagen hat", bezeichnet. Konkreter Anlass für den Hauptpreis ist sein aktuelles Soloprogramm "70er - leben lassen", in dem er die eigene Biografie "humorvoll-reflektiert" mit der Zeitgeschichte verbinde, so die Jury.
Das junge Duo Flüsterzweieck wurde für ihr Programm "Stabile Eskalation" mit dem Förderpreis ausgezeichnet, das laut Jury "mit vielschichtigem Humor irritiert". In "Stabile Eskalation" persiflierten die beiden das eigene Genre, nähmen Anleihen an zeitgenössische Performancekunst und stünden deshalb für die ungewöhnlichste und progressivste Form von Kabarett, die derzeit in Österreich zu sehen sei, so die Begründung.
BlöZinger wiederum punkteten mit ihrem ausgezeichneten Programm "bis morgen" bei der Jury mit schwarzem Humor, "der in präzisen Rollenwechseln mit aberwitzigen Wendungen wohldosiert eingesetzt wird." Inhaltlich geht es in "bis morgen" um die Auseinandersetzung mit dem Tod und das Leben im Altersheim: BlöZinger bewiesen dabei "einen scharfen Blick für gesellschaftliche Missstände, allerdings ohne moralinsauer erhobenen Zeigefinger". Haupt-, Förder- und Programmpreis sind (dank den Sponsoren HDI-Versicherung, "VOR Magazin", ORF, VHS Urania, Grätzl-Hotel, Hochriegel und Messe Freiburg) mit je 3333,33 Euro dotiert.
Den undotierten Sonderpreis, der stets an eine Person geht, "die sich um die Satire verdient gemacht hat", bekam Sargnagel für ihr "vielseitiges, kritisch-kompromissloses Wirken als Autorin, Aktionistin und Karikaturistin". Ihr gelinge es seit Jahren, "den öffentlichen Diskurs mit und über Satire anzuheizen", so die Jury.