
Der erste Auftritt gehört den Hexen. Lisa Schrammel, Raphael Nicholas und vor allem ein Georg Schubert in Bestform legen eine wunderbar trashige Travestienummer hin. Wer diesen Hexen nur ein Wort glaubt, ist von allen guten Geistern verlassen, daran lässt Gernot Plass "Macbeth"-Inszenierung von Anfang an keinen Zweifel. Dass Macbeth dennoch den Prophezeiungen des illustren Trios folgt, löst einen schier unaufhaltsamen Blutrausch aus, Mord folgt auf Mord.
"Macbeth", Shakespeares großes Untergangsdrama, ist nun in einer Bearbeitung von Plass im Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) zu sehen. Die Klassikerüberschreibungen des TAG-Intendanten sind längst ein Markenzeichen geworden: Figurenauftritte und Szenenabfolgen sind ident mit der Vorlage, bestenfalls kommt es zu Kürzungen, nur die Sprache klingt modern, weil Plass die Dialoge vollkommen umschreibt. Bei seinem "Macbeth" geht es sogar ziemlich derb zu.
Die Bühne besteht im TAG aus einem hohen Podest, das Schlachtfeld und Festtafel zugleich sein kann, die Kostüme (Ausstattung: Alexandra Burgstaller) verbinden gekonnt Schottenrock und Army-Look. Die Personenführung von Regisseur Plass ist auffallend präzise, vor allem die Soldateska - Jens Claßen als Banquo, Georg Schubert in Mehrfachrollen und Julian Loidl als Macbeth - gelingt unglaublich plastisch. Überhaupt ist Loidl ein überzeugender Kraftprotz, etwas weniger gut gehen ihm vergrübelte Monologe von der Hand. Elisa Seydel nimmt die Fallhöhe der Lady Macbeth indes mit Leichtigkeit. Mehr davon.
Theater
Macbeth - Reine Charaktersache
TAG, Wh.: 8., 9., 13., 14. Februar
MACBETH - Der Trailer from TAG on Vimeo.