Linz. "Das Genre Musical in seiner ganzen Vielfalt dem Publikum zu zeigen" ist das erklärte Ziel von Matthias Davids, dem künstlerischen Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz. Er baut die Sparte seit ihrer Gründung vor fünf Jahren auf. Sein Werk sieht er dabei als längst noch nicht abgeschlossen an, es sei "auf jeden Fall noch Arbeitsbedarf".

Der aus Münster stammende Regisseur möchte "Musicals, die das Publikum immer wieder überraschen", auf die Bühne bringen und es so an das Genre Musical in seiner gesamten Form - nicht nur bekannte Titel, sondern auch kleinere Formate - heranführen. Die Möglichkeiten dafür seien in Linz "ein absoluter Traum".

Linz als Glücksfall

Die oberösterreichische Landeshauptstadt sei in mehrerlei Hinsicht ein Glücksfall, meint der Spartenchef. Einerseits sei es durch die Tatsache, dass fünf Bühnen bespielt werden können, möglich "aus der gesamten Musicalliteratur Stücke auszuwählen". Ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Sparte über zehn Ensemblemitglieder verfügt, die dezidierte Musicaldarsteller sind. "Die Zeiten, in denen die Kollegin aus der Operette auch die Hauptrolle im Musical singt, sind unwiederbringlich vorbei", so Davids.

Große Namen nach Linz zu holen stehe daher auch nicht an erster Stelle. "Für mich ist eindeutig das Ensemble der Star", meint der 55-Jährige mit Blick auf Musical-Größen, die andernorts für hohe Besucherzahlen sorgen. "Ich möchte, dass nicht der Darsteller vor dem Stück steht, sondern dass das Stück wirkt und das Ensemble, das es umsetzt."

Viele Musicals seien in Linz ausverkauft, und das "spornt natürlich auch noch einmal an, dass man vielleicht sogar noch mutiger wird". In diesem Kontext sei man in Linz "verwöhnt", so Davids. So will er auch an der Idee, jedes Jahr eine Uraufführung zu inszenieren, festhalten, denn es "ist ein hohes Gut", dass das Theater im deutschsprachigen Raum großzügig subventioniert wird. Dadurch sei man es den Zusehern auch schuldig, Autoren zu fördern und neue Stücke mit interessanten Stoffen zu entdecken. "Der Hase mit den Bernsteinaugen" in der kommenden Saison springt auf den literarischen Zug auf, und diese Richtung wolle man dann auch für die darauffolgende Spielsaison beibehalten.

Auch bei den Rechtegebern habe sich das hohe Niveau der Linzer Produktionen herumgesprochen. Ein Musical für Linz zu bekommen sei daher "viel leichter, als es wohl für andere Theater ist", zeigt sich Davids erfreut. Die Produktion "Ein Amerikaner in Paris", in der kommenden Saison als deutschsprachige Erstaufführung in Linz zu sehen, ist zuvor erst in Paris, London und New York gelaufen. Die Koproduktion von "Ghost - Nachricht von Sam" mit Stage Entertainment gehe ebenfalls auf diesen Linz vorauseilenden Ruf zurück.

Trotz der Budgetkürzung in der Höhe von 2,4 Millionen Euro, mit denen das Landestheater konfrontiert ist, gebe es derzeit keine Einsparungspläne in der Musicalsparte, so Davids. "Wir haben mit Intendant Schneider vereinbart, dass die Kunst so wenig wie möglich angegriffen wird", betont er.

Davids - sein Vertrag läuft vorerst noch bis Mitte 2019 - möchte also neben Klassikern mit neuen, seltenen Stücken das Wissen des Publikums erweitern und möglichst unterschiedliche Zuschauerschichten und vielfältige Emotionen ansprechen. Am Ende solle das Publikum sagen: "Ich kenne diesen Titel zwar nicht, aber ich bin immer wieder überrascht worden und komme deshalb wieder."