Wien. Die kommende Spielzeit ist Karin Bergmanns fünfte und letzte Saison. Bei der Präsentation der 20 Premieren für 2018/19 erinnert sich die Burg-Direktorin an ihre ersten Tage im Amt: "Gleich musste ich einen Kredit in Millionenhöhe unterschreiben und dabei hatte ich noch keinen Spielplan und null Vorbereitungszeit", so Bergmann über jene Tage im März 2014, als sie nach der Entlassung von Matthias Hartmann überstürzt die Geschicke der Bühne am Ring zu lenken hatte.

"Ich bin ziemlich stolz auf alles, was uns in den vergangenen vier Jahren gelungen ist", sagt Bergmann heute. Der Schuldenberg ist abgetragen, das Burgtheater schreibt wieder schwarze Zahlen, die Auslastung liegt bei konstant 77 Prozent, die Ticketeinnahmen konnten in der Vorsaison um zwei Millionen auf 9,4 Millionen Euro gesteigert werden, so der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer.

"Ich habe alles eingelöst, was ich anfangs völlig waghalsig versprochen habe", fährt Bergmann fort. "Die großen Stoffe, der neue ,Jedermann‘, die Zusammenarbeit mit neuen Regisseuren und Gegenwartsautoren." Bergmanns Abschiedsspielplan, bevor Nachfolger Martin Kušej die Burg übernehmen wird, vereint noch einmal maßgebliche Regisseure, mit denen die 65-Jährige in den vergangenen vier Jahren gearbeitet hat. Dabei durchmisst sie mit ihrem Team das Weltdrama von der Antike ("Medea") bis zur Gegenwart - etwa mit der Neuentdeckung des kenianischen Autors Fiston Mwanza Mujila ("Zu der Zeit der Königinmutter"). Der Reihe nach.

Lauter Wunschprojekte


Die Saisoneröffnung am Akademietheater wird mit einer Romanadaption von David Grossmann "Kommt ein Pferd in die Bar" bestritten. Regisseur Dušan David Pařízek inszeniert das Stück als Koproduktion mit den Salzburger Festspielen (Premiere: 5. September). An der Burg eröffnet Sebastian Kraft die Spielzeit am 7. September ebenfalls mit einer literarischen Vorlage: Thomas Manns Schlüsselroman "Mephisto", mit Nicholas Ofczarek in der Titelrolle.

Michael Thalheimer wird Ödön von Horváths Weltwirtschaftskrisenstück "Glaube Liebe Hoffnung" inszenieren. Johan Simons bringt Georg Büchners "Woyzeck" heraus - "ein Stück, das ich mir von Anfang an gewünscht habe", so Bergmann.

Noch ein Wunschprojekt gelangt 2018/19 an die Burg: Herbert Fritsch, der mit seinen hochstilisierten und lustigen Aufführungen ein ganz eigenes Bühnengenre etabliert hat, bringt sein Projekt "Zelt" zur Uraufführung.

Weitere Fixstarterin ist Andrea Breth. Die Regisseurin inszenierte in Bergmanns Amtszeit regelmäßig, im kommenden Jahr wird die Texttüftlerin Gerhart Hauptmanns Ensemblestück "Die Ratten" auf die Burg-Bühne bringen.

"Bei Regisseurinnen ist noch Luft nach oben", gibt Bergmann zu, 2018/19 hat sie jedenfalls noch Barbara Frey engagiert. Die Intendantin des Schauspielhaus Zürich wird im Dezember Alan Ayckbourns abgründige Weihnachtskomödie "Schöne Bescherung" am Burgtheater realisieren.

Der schweizerisch-australische Regisseur Simon Stone (zuletzt am Akademietheater mit "Hotel Strindberg") ist bekannt für Klassikeradaptionen, die er mit Karacho ins digitale Zeitalter katapultiert - in der kommenden Spielzeit wird er die Gegenwartstauglichkeit von Euripides "Medea" überprüfen. Jan Bosse ("Indigo) und René Pollesch ("Deponie Highfield") sind mit neuen Arbeiten vertreten, Milos Lolić wird Bernard-Marie Koltès Anti-Rassismusstück "Kampf des Negers und der Hunde" zeigen. Puppenerfinder Nikolaus Habjan macht sich mit Werner Schwabs "Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos" vertraut.

Mit Georg Schmiedleitner verbindet Bergmann eine besondere Arbeitsbeziehung: Der Regisseur sprang ein, als sie nach Hartmanns Entlassung händeringend einen Regisseur für das Mammutprojekt "Die letzten Tage der Menschheit" suchte. Im Oktober setzt er sich nun mit Carl Sternheims wenig bekanntem Stück "Der Kandidat" auseinander.

Die wohl folgenreichste berufliche Zusammenarbeit ging Bergmann mit Claus Peymann ein. Im Jänner 2019 wird der ehemalige Burg-Impresario Ionescos "Die Stühle" im Akademietheater zeigen. "Das wird seine an diesem Haus vielleicht letzte Inszenierung sein", so Bergmann - und schließt mit persönlichen Worten: "Ich habe es ihm zu verdanken, dass ich nach Wien kommen konnte. Und das war gut für mich."