Mit Wagners "Lohengrin" glückt der Staatsoper eine romantische Sternstunde zu Saisonende. Das liegt weniger an der blödsinnigen Schuhplattler-Guckkastenromantik von Andreas Homokis Inszenierung. Der Erfolg dieses Abends war der gelebten Musik Richard Wagners zu verdanken. Allen voran debütierte nach sieben Jahren Wien-Absenz der Berliner Spitzendirigent Sebastian Weigle am Pult. Er konnte und wollte mit dem Staatsopernorchester aus dem Vollen schöpfen; richtig lebendige Tempovorgaben machten das Erlebnis komplett, die meisten Einsätze stimmten perfekt, und der Chor (speziell die Herren) lief zu Höchstform auf.
Dasch mit mehr Dramatik
So gewohnt hell im Diskant Robert Dean Smith in der Titelrolle agierte, so stimmgewaltig beherrschte Günther Groissböck als König Heinrich die Szene. Annette Dasch gab erstmals in Wien ihre Elsa zum Besten. Nach den durchwegs konträr betrachteten Bayreuther Zeiten hat ihre Stimme an Kraft und vor allem an Dramatik dazugewonnen. Dennoch blieb sie, speziell im dritten Akt gegenüber dem riesenhaften Gesamtklang zeitweilig auf der Strecke. Gewinner des Abends waren die Bösewichte: Mit welcher Impertinenz die neue Ortrud von Elena Zhidkova gesegnet war und welch stolze Sicherheit trotz aller Demütigungen Jukka Rasilainens Bassbariton in seinen Telramund legte, ließ spätestens im zweiten Akt den Glauben an das Gute vollends weichen. Eindeutiger Höhepunkt des Abends wurde deren dunkles "Wilde Seherin"-Duett.