Klotzen, nicht kleckern, lautete das Motto bei der großen Jubiläumsshow zum 60er der Wiener Stadthalle: 65 Musikerinnen und Musiker plus 47 Chorsängerinnen und -sänger sowie eine siebenköpfige All-Star-Band und vier Solo-Hintergrundstimmen begleiten am Vorabend des Donauinselfests, angeführt von Mastermind Christian Kolonovits, unter dem Motto "Best of Austria meets Classic" zwölf heimische Acts von Conchita bis Wolfgang Ambros. Da wird es selbst auf der großen Bühne der Halle D voll. Aber zuerst muss das Publikum (das selbst so bunt gemischt ist wie die Stars auf der Bühne) eine Viertelstunde lang Stadthallen-Huldigungen über sich ergehen lassen. Dafür erfährt es, wer die meisten Lkw überhaupt mitbrachte (Helene Fischer: 37), wer noch nie da war (Coldplay und U2), dass bei den bisher 15.000 Shows seit 1958 insgesamt 65 Millionen Besucher gezählt wurden, und dass auf dem Dach sogar eine Herde Elefanten Fußball spielen könnte. Durch den Abend führt EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger, der ehrfürchtig von einer für heimische Acts "heiligen Halle" spricht.

Gänsehaut ab der ersten Sekunde

Und dann geht es endlich musikalisch los, mit zwölf Künstlern, die jeweils auf je zwei bis maximal drei Songs limitiert sind, um den Rahmen nicht zu sprengen. Ein Konzept, das von der ersten Sekunde an voll aufgeht. Schon als Chor, Band und Orchester die ersten Takte eines Falco-Medleys als Intro schmettern, setzt Gänsehaut ein. Kolonovits (der am Ende mit dem Gläsernen Rathausmann geehrt wird) und seine 123 Leute wirken gut aufeinander abgestimmt. Rock, Pop und Klassik passen tatsächlich gut zusammen.

Nur sind halt im Publikum nicht alle Fans aller Künstler, sprich: Die Zielgruppen für Wanda, Conchita, Marianne Mendt oder STS divergieren durchaus. Immerhin hält Eberhartinger seine Zwischentexte kurz genug, um den Schwung nicht herauszunehmen. Einzig die verschiedenen Einspieler zeigen ein technisches Defizit auf: Die Videowand wäre besser nicht in fünf separate Segmente im Meterabstand geteilt worden. Eine große ganze Wand wäre in dieser Halle sicher auch gut möglich gewesen und hätte ein besseres Gesamtbild ergeben. Abgesehen davon ist es aber auch visuell eine gute Show (wobei das stets bemüht gebückte Kamera-Duo auf der Bühne eine kleine ungewollte Einlage für sich ist).