Seinen 80. Geburtstag würde Ballettlegende Rudolf Nurejew heuer feiern. Ein Grund mehr, die diesjährige "Nurejew-Gala" des Wiener Staatsballetts opulenter denn je zu gestalten. Das alljährliche Defilee wurde zu einem mehr als vierstündigen Marathon des Ensembles - aber auch einiger herausragender Gastsolisten.
Im Mittelpunkt der Hommage tanzten die beiden Principals des Royal Ballet - Marianela Nunez und Vadim Muntagirov - Frederick Ashtons Version der "Kameliendame": "Marguerite und Armand" wurde eigens für Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn auf ihre persönlichen künstlerischen Stärken choreografiert. Sie galten als das Traumtanzpaar der 60er Jahre. Nunez, verletzlich und mit englischer Eleganz, stirbt als Marguerite in den Armen ihres jugendlich virilen Armand. Sicherlich einer der Höhepunkte des Abends, der aber mit französischem Charme und Präsenz, wie sie nur erfahrene Tänzer auf die Bühne bringen können, bei Weitem übertroffen wurde: Der Ballettchef Manuel Legris lud seine ehemalige Kollegin und ebenfalls Étoile der Pariser Oper Isabelle Guerin zum "Le Rendez-Vous" - von Roland Petit.
Steigendes Niveau
Auch die beiden Gäste des Bolschoi, Olga Smirnova und Semyon Chudin, brachten Emotionalität gepaart mit technischer Virtuosität in Jean-Christophe Maillots "The Taming of the Shrew" und in Balanchines "Jewels" auf die Bühne der Staatsoper.
Zwischen diesen Höhepunkten tummelten sich rund 12 Stücke, die zwischen Auszügen aus dem klassischen und dem modernen Repertoire der Kompagnie abwechslungsreich sowie kurzweilig changieren und den von Saison zu Saison steigenden technischen Level demonstrieren: In "Valse Fantasie" von Balanchine tanzen erstmalig Natascha Mair und Jakob Feyferlik, in "Satanella" zeigen Mihail Sosnovschi und Kiyoka Hashimoto spielerische Koketterie, in "Peer Gynt" gibt Davide Dato mit Nina Poláková sein beeindruckendes Rollendebüt. Und auch Neukreationen von Ensemblemitgliedern reihen sich in den Ballettabend ein: Eno Pecis "Opus 25" und András Lukács "Movements to Stravinsky".
Doch der Feier zu Ehren Nurejews nicht genug: Manuel Legris erhielt nach dem Schlussapplaus die Ehrenmitgliedschaft der Staatsoper. Und der tanzbegeisterte Staatsopernchef Dominique Meyer freute sich, dass die Auslastung der Ballettabende von 98 Prozent nun gleich hoch ist wie jene der Opernaufführungen.