An Königin Dido entzünden sich die Konflikte: Viktorija Mi kunait in der Titelrolle. - © Rupert Larl
An Königin Dido entzünden sich die Konflikte: Viktorija Mi kunait in der Titelrolle. - © Rupert Larl

Fast 70 Mal wurde das Opernlibretto "Didone abbandonata" von Pietro Metastasio nach Episoden aus Vergils Aeneis und Ovids Fasti vertont. Die Uraufführung fand 1823 in Turin statt. Der 1795 geborene Giuseppe Saverio Mercadante war einer der Letzten in dieser Reihe. Mit der Wahl dieser Opera seria zur Eröffnung der 42. Festwochen für Alte Musik gelangte man ans Ende einer Reise durch 200 Jahre Belcanto in der Geschichte der Festwochen.

Andrea Leone Tottola aktualisierte das Libretto für Mercadantes Vertonung, indem er die starre Struktur aus Rezitativen und Arien durch Chöre, Duette und Ensembles aufbrach. Aus drei wurden zwei Akte. An der Handlung hat sich nichts geändert: Die Karthager-Königin Dido liebt den aus Troja geflüchteten Aeneas. Für ihn ist Afrika aber nur eine Zwischenstation auf der Reise nach Italien, um ein neues Troja zu gründen. Der Probleme nicht genug, kommt auch noch der Maurenfürst Jarbas ins Spiel, der Dido ebenfalls liebt.

Zerrissener Aeneas


In Jürgen Flimms am Ende mit Bravos und Buhs aufgenommener Inszenierung spielt die Handlung zur Zeit, als die Gegend um das antike Karthago - bei Tunis - französisches Protektorat war. Die Soldaten Didones sind Fremdenlegionäre (Kostüme: Kristina Bell). Gespielt wird auf einer sich fast permanent drehenden quadratischen erhöhten Spielfläche (Bühne: Magdalena Gut). Dem erfahrenen Flimm und den Protagonisten gelingt es, den zwischen seiner Liebe und seinem Auftrag hin- und hergerissenen Aeneas, die zwischen Liebe und Hass schwankende Dido und den ebenso liebenden und rachsüchtigen Jarbas in allen Facetten zu zeigen. Und das, während sie und drei Comprimarii technisch im Höchstmaß gefordert sind.

Drumherum gibt es einiges an unnötigem Beiwerk: einen Betonmischer und immer wieder ablenkende Hintergrundhandlungen in Arien und Ensembles. Vor allem: Warum muss sich Jarbas wie ein Narr im rheinischen Karneval aufführen, nachdem er Karthago mit einem Feuerzeug in Flammen gesetzt hat und Dido den Tod in den Flammen sucht? Gut hingegen ist die Arbeit mit Farben: Wenn die Bühne zunächst mit roten Segeln überspannt und in helles Licht getaucht ist, weil alle auf die Erfüllung ihrer Liebe hoffen (Lichtdesign: Irene Selka), während Karthagos Ende im Schwarzen erfolgt.

Die Koordination holpert


Musikalisch hat sich Alessandro De Marchi für die Turiner Urfassung entschieden und lediglich das Finale der Sinfonia der späteren Fassung für Neapel entnommen. Die Nähe zu Rossini lässt sich schon in der Ouvertüre hören, auch wenn es bei ihm im Orchester elektrisierender zugeht. Leider hatte der Solohornist des Innsbrucker Haus-Festspielorchesters Academia Montis Regalis nicht seinen besten Tag. Sehr erfreulich ist, dass De Marchi und die Musiker Mercadantes Oper aus einem Guss servieren. Dem Premierenfieber mag geschuldet sein, dass es ab und zu in der Koordination zwischen Bühne und Graben holperte.

Aus dem Solistenensemble ragt Katrin Wundsam als Aeneas heraus, die in Koloratur und auf Linie mit emotionalem Belcanto glänzt. Für die Dido bringt Viktorija Miškunaité die nötige Dramatik mit, müht sich im Gegenzug aber mit Fiorituren und Koloraturen ab. Carlo Vincenzo Allemano als Jarbas klang zunächst belegt, sang sich aber im Laufe des Abends freier.

Oper

Didone abbandonata

Von Saverio Mercadante

Jürgen Flimm Inszenierung)

Alessandro De Marchi (Dirigent)

Mit: Viktorija Miškunaité, Katrin Wundsam u.a.

Festwochen der Alten Musik, Innsbruck

Wh.: 14. August