"Die gekreuzigt werden" (1920). - © Filmarchiv
"Die gekreuzigt werden" (1920). - © Filmarchiv

Wien. (greu) Unter dem Titel "Zeitenwende" befasst sich ab Samstag bis 6. Dezember eine Retrospektive des Filmarchiv Austria im Wiener Metrokino. Die Kuratoren Dusko Dimitrovski und Helmut Pflügl skizzieren dabei das Jahr 1918 als Zeitpunkt einer tiefgreifenden Zäsur in gesellschaftspolitischer Hinsicht, die sich zuvor, zur Jahrhundertwende noch nicht wirklich gezeigt hatte. "Insbesondere der Beamtenstaat des Habsburgerreiches hinterließ dank der epochalen Figur an der Spitze beim sanften Hinübergleiten ins Novecento einen äußerlich stabilen Eindruck", so die Kuratoren, die in der Schau nicht nur Literaturverfilmungen wie Götz Spielmanns "Spiel im Morgengrauen" (nach Arthur Schnitzler) oder Bernhard Wickis "Das falsche Gewicht" (nach Joseph Roth) zeigen, die vom endzeitlichen Stimmungsbild der wankenden Monarchie berichten.

Sie stellen außerdem in großer Zahl Bilddokumente und Amateuraufnahmen der damaligen Zeit aus; Material, das zeigt, wie das Leben in den Nachfolgestaaten der einstigen Donaumonarchie um 1918 gewesen ist, darunter seltene Aufnahmen aus Italien, Mazedonien oder Serbien, aber auch die Ausrufung der Republik im November 1918 in Wien.