Franz Jägerstätter war bereit, für sein Gewissen zu sterben, als er sich gegen den Dienst an der Waffe entschied. In St. Radegund im Oberösterreich des Jahres 1943 kam diese Entscheidung faktisch einem Todesurteil gleich, denn die Nazis klagten Jägerstätter wegen Wehrkraftzersetzung an und ließen ihn ermorden. Diese Leidensgeschichte hat Terrence Malick, 76-jährige Legende des US-Kinos, in Südtirol verfilmt, und zwar hauptsächlich mit deutschsprachigen Darstellern. August Diehl spielt in "Ein verborgenes Leben" (derzeit im Kino) diesen Franz Jägerstätter, als seine Frau Fani ist Valerie Pachner zu sehen, die spätestens mit dieser Rolle ihren Durchbruch als großes Kinogesicht feiern darf. Sie spielt einnehmend und ungemein gefühlvoll, bis in die kleinsten Nuancen. Diese Fani Jägerstätter war eine Frau, die die Entscheidung ihres Mannes mittrug, obwohl sie selbst manchmal damit haderte; genau diese Brüchigkeit bildet sich in Pachners wunderbarem Spiel ab.

"Wiener Zeitung": Frau Pachner, wie war das Gefühl, mit einer Legende des Kinos zu arbeiten? Wie haben Sie den öffentlichkeitsscheuen Terrence Malick erlebt?

Valerie Pachner: Ich hatte nie das Gefühl, mit einer Legende zu arbeiten, Terrence ist wahnsinnig nahbar und in Gesprächen sehr tiefsinnig. Die Arbeit mit ihm war von einer großen Freiheit geprägt, in jedem Sinne. Die Freiheit von Zeit, wenn man 20- oder 30-minütige Takes drehen kann, aber auch die Freiheit des Ortes, weil man sich vor seiner Kamera völlig frei bewegen konnte, ohne auf Bodenmarkierungen zu achten, die man normalerweise ja braucht, wegen der Fokussierung. Seine Kamera ist beweglich, folgt einem, es ist fast so, als hätte sie mit uns getanzt. Und dann gibt einem Malick die Freiheit, zu scheitern. Vieles fühlte sich an wie eine Theaterprobe, es ist eine Art Prozess, der ständig verbessert wird. Man denkt dabei eigentlich nicht daran, was später aus dem Film wird, weil man so sehr bei der Sache ist. Man ist sozusagen abgetaucht in ein ganz eigenes Universum.

Ist Malick offen für neue Ideen?

Absolut! Als Schauspieler war man bei diesem Film auch gefordert, sich selbst als Ideengeber einzubringen und nicht bloß seine Textzeilen abzuliefern. Ich habe schnell gemerkt, dass Malick uns dazu animierte, auch selbst Szenen zu gestalten. Es gab ein Drehbuch, aber das war mehr eine Richtlinie, und rundherum konnte improvisiert werden. Er hatte keine Angst, Kontrolle abzugeben. Das führte dazu, dass jeder im Team sehr rasch versucht hat, dem Film zuzuarbeiten und wirklich konstruktiv zu sein. Die Stimmung am Set war sehr hingebungsvoll, alle haben sich der Geschichte untergeordnet.