Wien. Als am Wiener Ring am 19. Dezember 1960 das neue Gartenbaukino eröffnet wurde, und zwar mit Stanley Kubricks "Spartacus", war sogar Hauptdarsteller Kirk Douglas anwesend. Das adelte das Kino als Ort des Hollywood-Glamours nachhaltig, die Anwesenheit von Douglas war ein Zeichen an die Wiener, was man mit dem großen Einsaalkino vorhatte: Es sollte das erste Haus unter den Wiener Kinos werden, und das war es ja auch lange Zeit. Als die Kinos in den 1980er Jahren in eine Krise schlitterten, war auch das Gartenbau bedroht und musste mehrmals gerettet werden. Schließlich übernahm die Viennale 2002 mit Unterstützung der Stadt Wien die Mietrechte für das Kino.

Doch am Haus und seiner Einrichtung nagte der Zahn der Zeit: Nicht nur die Möbel und Bestuhlung, auch und vor allem die nicht sichtbare Technik hinter den Kulissen ist stark in die Jahre gekommen. Das Gartenbaukino steht wegen seiner charakteristischen Nachkriegsarchitektur unter Denkmalschutz, kann also nur unter Einhaltung strenger Regeln erneuert werden. Genau da setzt nun die Renovierung an: Die Bestuhlung wurde entfernt, wird aber nicht durch neue Sessel getauscht, sondern aufwendig renoviert. Via Crowdfunding-Kampagne können Fans des Gartenbaukinos etwa die Patenschaft für einzelne Kinosessel übernehmen.

Heizung und Lüftung neu

Außerdem will man bei der Renovierung des Saales und des Foyers peinlich genau darauf achten, den Originalzustand des Kinos von 1960 wieder herzustellen. Gerade der Barbereich, der über die Jahre baulich verändert wurde, wird in den Urzustand zurückversetzt. Die technischen Sanierungsarbeiten umfassen etwa die Erneuerung der Heizung, die sich noch im Zustand von 1960 befindet, sowie die Anschaffung einer Klimatisierung des Saales. Sanitäranlagen, Elektrik und Medientechnik müssen ebenfalls erneuert werden. 3,36 Millionen Euro und ein halbes Jahr Bauzeit sind dafür veranschlagt.

Gartenbaukino-Betreiber Norman Shetler versteht diese Sanierung auch als "ein wichtiges, nachhaltiges Zeichen für die Film- und Kinokultur des Landes und als eine gewinnbringende Investition" in den Filmstandort Österreich. "Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Krise, die seit einem Jahr auch die kulturschaffenden Menschen und Institutionen des Landes in Atem hält und einen kontinuierlichen Spielbetrieb der Kinos verhindert hat, ist gerade jetzt der ideale Zeitpunkt, dieses Vorhaben umzusetzen".

"Hier schlägt das Herz der Wiener Kinokultur", sagt Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die das Unterfangen mit rund zwei Millionen Euro unterstützt. "Ich freue mich bereits auf die Wiedereröffnung, auf das Gemeinschaftserlebnis." Und auch der Bund, der 600.000 Euro beisteuert, steht hinter dem Projekt: "Das Gartenbaukino rüstet sich mit seiner Generalsanierung für die nächsten 100 Jahre Kinogeschichte. Das ist ein Vorhaben mit Strahlkraft - vorwärtsgewandt und Zuversicht vermittelnd", meint Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. "In die bauliche Infrastruktur des Gartenbaukinos, und damit in die Zukunft der Institution ‚Kino‘, konkret 600.000 Euro zu investieren, ist dem Bund ein wichtiges Anliegen: Denn das Gartenbaukino ist Kinokulturdenkmal und Baudenkmal, das seit jeher in Bewegung und Veränderung war und ist."