Corona bestimmte auch den Ablauf der Eröffnung der 59. Viennale am Donnerstag Abend im Wiener Gartenbaukino. Rein durfte nur, wer neben seiner Einladung auch einen 2G-Nachweis erbringen konnte: Genesen oder geimpft. Deshalb gab es im Kinosaal anschließend auch keine Maskenpflicht.

Die Freude über ein volles Haus war den Veranstaltern anzumerken: "Es ist großartig, dass wir in den nächsten zehn Tagen das Kino wieder feiern können wie vor der Pandemie", sagte die scheidende Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter, die nach der heurigen Festivalausgabe in den Ruhestand gehen wird. "Eine Abschiedsrede halte ich heute allerdings noch nicht", sagte sie. "Die folgt erst am 31. Oktober, wenn das Festival zu Ende geht". Die Emotion in ihrer Stimme war jedoch unüberhörbar. Dafür war der Applaus für Rotter umso herzlicher.

Wiens Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (links) und Eva Sangiorgi mit dem Viennale-Ehrengast, Regisseur Terrence Davies. 
- © Katharina Sartena

Wiens Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (links) und Eva Sangiorgi mit dem Viennale-Ehrengast, Regisseur Terrence Davies.

- © Katharina Sartena

Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi gab dann das Motto für die diesjährige Viennale aus: "Die kommenden zehn Tage werden voller Erinnerungen, Bilder und Gefühle sein", sagte sie. Und Wiens Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler wies auf die Wichtigkeit der insgesamt 241 gezeigten Filme der Viennale hin: "Diese Filme machen uns feinfühliger, empathischer und verstören mitunter auch. Aber all das braucht eine Zivilgesellschaft", so Kaup-Hasler. 

Die Festivaleröffnung im frisch renovierten Gartenbaukino ging in Anwesenheit der Regisseurin Audrey Diwan und ihrer Hauptdarstellerin Anamaria Vartolomei über die Bühne. Beide bedankten sich beim Wiener Publikum für die herzliche Aufnahme. "Wir sind froh, dass Sie dieses Themas wegen ins Kino gefunden haben", so Diwan, die in "Lévénement" von einer illegalen Abtreibung im Frankreich der 1960er Jahre erzählt, und dies in drastischen Bildern. "Es ist wichtig, dass die Welt erfährt, dass bis heute Abtreibung eigentlich ein Tabuthema ist. Es geht um die Freiheit von Frauen, selbst über das eigene Leben entscheiden zu können", so Diwan, die für ihren Film in Venedig Mitte September mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. 

Im Anschluss an die Viennale-Eröffnung wurde das Premierenpublikum noch zum traditionellen Empfang des Wiener Bürgermeisters ins Rathaus geladen - freilich auch unter den zuvor streng kontrollierten Corona-Regeln.