"Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen sind die, die seltene Bücher sammeln. Und die anderen sind die, die nicht verstehen können, was zum Teufel die machen, die seltene Bücher sammeln." So bringt es einer der Protagonisten der Dokumentation "The Booksellers" auf den Punkt. In dem ausgesprochen charmanten Film (derzeit im Kino), wird New Yorks Szene der antiquarischen Buchhändler beleuchtet.

Sie besucht etwa Dave Bergman. Er hat ein großes Buch über die römischen Katakomben, das hat er nur ein einziges Mal zu einer Messe mitgenommen und dann seit 15 Jahren nicht mehr aus dem Regal geholt, weil es so verdammt schwer ist. Einen anderen Folianten zeigt er aber ganz stolz her und breitet auch die fünffach gefalteten Fisch-Illustrationen des Bandes aus: "Der Playboy kann einpacken."

Diese Buchhändler sind eine aussterbende Spezies. Das Internet hat ihr Geschäft ruiniert. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die sogenannte Book Row um die Fourth Avenue in New York. Bis in die 1960er Jahre war dies das Zentrum für den Handel mit gebrauchten Büchern, in ihren besten Zeiten fand man in der Book Row an die 40 Buchhandlungen. Also ein El Dorado für Sammler. Doch heute finden diese ihre Erstausgaben im Internet, zu konkurrenzlosen Preisen. Für die Antiquariate bedeutete das, dass es zum einen viele dahinraffte und sich zum anderen viele spezialisierten. Der Zeitgeist arbeitet auch deswegen gegen die Buchhandlungen, weil, wie einer bemerkt: "Die Menschen haben nicht die Geduld, ein ganzes Regal durchzuschauen."

Wenn diese Doku einen repräsentativen Blick erlaubt, dann kann man sagen, Antiquariatshändler sind Menschen mit viel Humor. Und Selbstironie. Sie schildern, wie früher Gebrauchtbuchhändler immer Tweedjacken getragen haben - und tragen selbst ein solches Jackett dabei. Sie erzählen von Road Trips durch die USA, von denen sie mit einem Kombi voller Bücherschätze zurückkehrten. Sie erzählen vom legendären Sammler und Händler A. W. Rosenbach und seinen weiblichen Pendants Madeleine Stern und Leona Rostenberg. Sie erzählen von Martin Stone, einem mit enzyklopädischen Wissen ausgestatteten, treffsicheren "Book Scout", der die Flohmärkte nach raren Funden durchkämmte. Dazwischen wuchtet wieder einer einen riesigen Pergamentband durchs Bild, als wäre es das Normalste der Welt. Schriftstellerin Fran Lebowitz, eine dieser so typisch-sarkastischen New Yorker Intellektuellen, begleitet das Ganze mit launigen Kommentaren und droht jedem, der ein Glas auf eins ihrer Bücher stellt, mit dem Tod. Und das ist keineswegs ein Witz.

Diese Dokumentation ist für jeden Büchernarrischen ein Genuss: Sie wirkt teilweise, als wäre man in einen Paul-Auster-Roman gestolpert, und ist dabei schreiend komisch. Etwa wenn ein Händler trocken berichtet, wie ein Kunde zwar ein bisschen weinen musste, als er gesehen hat, dass eine Ausgabe von "Don Quijote", die noch zu Cervantes Lebzeiten gedruckt wurde, 120.000 Dollar kostet. Aber so richtig weinen musste er, als er sah, dass eine Erstausgabe von Ian Flemings "Casino Royale" 130.000 Dollar kostet.

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https://youtu.be/ueF_E2efZh8