Im ersten Spin-off-Film zur Erfolgsserie "Downton Abbey" kam noch der König von England zu Besuch. Im zweiten kommt nun - ein Filmteam. Sehr zum Missfallen von Lord Grantham (Hugh Bonneville), der meint, bei dem Schauspielervolk solle man besser vorher das gute Besteck abzählen. "Vulgär", setzt Butler Carson (Jim Carter) noch nach. Aber Lady Mary (Michelle Dockery) hat einen Grund, die Crew gegen beachtliche Bezahlung ins Haus zu lassen - das undichte Dach von Downton Abbey.

Nun muss - um die Nerven aller Parteien zu schonen - der Lord während des Drehs weggeschafft werden. Und Carson gleich mit. Da trifft es sich gut, dass die alte Lady Grantham (Maggie Smith) mit der Nachricht aufwartet, dass sie neuerdings über eine Villa in Frankreich verfügt. Ein Teil der Familie bricht also an die Côte d’Azur auf, um dieses Erbe zu klären. Die Witwe des Mannes, der Violet das Haus vermacht hat, ist nämlich nicht sehr erpicht darauf, es abzugeben.

Haben schon gefeanztere Dialoge geführt als in diesem Film: Isobel (Penelope Wilton) und Violet (Maggie Smith). - © Universal
Haben schon gefeanztere Dialoge geführt als in diesem Film: Isobel (Penelope Wilton) und Violet (Maggie Smith). - © Universal

Dabei hatte er sein "idyllisches Zwischenspiel" mit Violet lange, bevor er seine Frau kennengelernt hat. Wann genau, lässt sich selbst für den bekannt nicht gerade blitzgneißerischen Lord Grantham ausrechnen - inklusive schwere Identitätskrise, die seine Frau (Elizabeth McGovern) zu zerstreuen sucht: "Du bist der am wenigsten französische Mensch der Welt, du magst nicht mal Knoblauch."

Bitte nicht aufregen

Allerdings hat Cora auch noch ganz andere Sorgen. Carson auch, er hat, stur wie er ist, nur seine Wollsakkos mit in die Sonne genommen. Auf die Frage des französischen Gastgebers, ob ihm nicht warm sei, sagt er: "Uns Engländern ist es nie zu heiß, um sich anständig anzuziehen."

In der Heimat hat Lady Mary mit einem Paradigmenwechsel zu kämpfen. Denn in ihrem Haus soll ein Stummfilm gedreht werden - und nach denen kräht kein Hahn mehr. Regisseur Jack Barber (Hugh Dancy) ist flexibel und so kommt es, dass auch Lady Mary eine Rolle in dem Film zukommt. Was zu Zerwürfnissen mit der Hollywoodgröße Myrna (Laura Haddock aus "Guardians of the Galaxy") führt. Die gar nicht so nett ist, wie sich die Küchengehilfin Daisy das vorgestellt hatte. Dafür ist der männliche Star (Dominic West) umso netter zum leidgeprüft homosexuellen Butler Barrow (Robert James-Collier).

Autor Julian Fellowes betreibt mit diesem zweiten "Downton Abbey"-Film wieder Fanservice - aber für Fans, die Blutdruckpulver nehmen. Isobel und Violet kreuzen die verbalen Klingen praktisch nie. Kaum etwas vom Drama der Serie - in der man einst ständig um das Leben von Hauptpersonen bangen musste - ist noch über. Lady Edith (Laura Carmichael) etwa, die früher kein Leid ausgelassen hat, strahlt den ganzen Film wie ein Hutschpferd und hat dementsprechend wenig beizutragen. Lady Mary, die eine flotte Affäre mit dem Regisseur haben könnte, ist sogar stolz darauf, sich aus Problemen herausgehalten zu haben.

Der Unterschied der Möglichkeiten von Film und Serie wird hier deutlich: Ein langer Erzählbogen hat Platz für alle der vielen Personen "Upstairs" und "Downstairs", im Film kommen die meisten zu kurz - gerade, weil er für alle irgendeine zu nebbiche Geschichte erfunden hat. Nur zum Schluss sorgt Fellowes noch für Dramatik - allerdings von der Sorte, die ihm nicht wenige Fans wiederum übel nehmen werden. Aber doch: ein nettes, harmloses Wiedersehen.