Wie sich künstlerisches Schaffen in einem Zeitalter der Krise anfühlt, wird man ab sofort und bis 31. Mai im Wiener Metrokino nacherleben können. Dort zeigt das Filmarchiv Austria unter dem Titel "Filmland Ukraine - Kino im Ausnahmezustand" etliche Filme, die in der Ukraine ab 2014 entstanden sind. Die Nachwirkungen der Ereignisse auf dem Maidan bilden sich ab 2014 nämlich auch im Filmschaffen des Landes ab, und deshalb hat Kurator Florian Widegger diesen Zeitraum als Ausgangspunkt für eine filmische Reise durch das Land gewählt.
"Das Filmarchiv Austria möchte ebenfalls seinen Beitrag leisten - konkret mit einer Spendenaktion für die SOS-Kinderdorf-Nothilfe Ukraine, aber natürlich auch in der Programmarbeit", sagt Widegger. "So präsentieren wir diesen Querschnitt durch das aktuelle ukrainische Filmschaffen seit 2014: eine Kinematografie, die sich gerade in den letzten Jahren auf zahlreichen Festivals als enorm facettenreich, wirkmächtig und spannend offenbart hat und in der der Ausnahmezustand längst zur Regel geworden ist."

"Lange vor der großflächigen russischen Invasion planten das Ukrainische Institut und das Filmarchiv Austria ein gemeinsames Programm", sagt Natalia Movshovych, Leiterin der Filmprogramme des Ukrainischen Instituts in Kiew. "Jetzt, da unser souveränes, friedliches Land einem brutalen wie ungerechtfertigten Angriff ausgesetzt ist, sind wir unseren Partnern für die Unterstützung besonders dankbar, indem sie ukrainischen Filmen und ihren Künstlern eine Plattform bieten."
Starke Emotionen
Diese Plattform umfasst immerhin 16 Filme, von denen zwei besonderen Raum erhalten: "Maidan" (2014) des in Berlin lebenden Regisseurs Sergei Loznitsa dokumentierte in teils verstörenden Kinobildern die damaligen Proteste auf diesem Platz; ein Zeitdokument von großer Kraft, das starke Emotionen weckt. Das Taubstummen-Drama "The Tribe" von Myroslav Slaboshpytskiy wiederum lässt sich als Allegorie auf die inneren Zustände der Ukraine lesen. "Obwohl beide Filme unterschiedlicher nicht sein könnten, eint sie gerade ihr enormer Wille zur Gestaltung", so Widegger. "Dieses Streben nach formaler und inhaltlicher Geschlossenheit, nach einem künstlerisch untrüglichen Ausdruck und danach, den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen im Land gerecht zu werden, ist auch charakteristisch für die weiteren Filme dieser Retrospektive."
Zu diesen weiteren Highlights zählen etwa "Atlantis" (2019) von Valentyn Vasyanovych, "Roses. Film-Cabaret" (2021) von Irena Stetsenko, "Ivans Land" (2021) von Andrii Lysetskyi oder "Mariupolis" (2016) von Mantas Kvedaravicius.