Filme über das Sterben gibt es viele, und "Mehr denn je" von Emily Atef ("3 Tage in Quiberon") ist einer dieser Geschichten, die einen durchaus nachhaltig berühren: Da hadert eine junge Frau, gespielt von der Luxemburgerin Vicky Krieps, mit ihrem Schicksal, bald an einer seltenen, unheilbaren Lungenkrankheit zugrunde zu gehen. Für diese Hélène ist klar, dass sie weit weg von der Heimat, in Norwegen, sterben will, aber ihr Partner Mathieu (Gaspard Ulliel) will nicht aufgeben und seine Frau nicht ziehen lassen. In Norwegen erhofft sich Hélène Trost von dem Blogger Mister (Bjørn Floberg), der selbst unheilbar krank ist, damit aber sehr offen und versöhnt umgeht. Diese Transformation will Hélène auch schaffen, und am Weg dorthin spendiert Regisseurin Atef mitsamt Kameramann Yves Cape zusehends farbenprächtigere Bilder aus den Fjorden, die Hélènes Aussöhnung mit ihrem bevorstehenden Ableben symbolisieren sollen.
Atefs Filme sind meist getragen von Frauenfiguren, die ihre Sehnsüchte und Gefühle nicht ausleben können und dagegen ankämpfen. Krieps ist darob eine Idealbesetzung für den Film, der wie auch ihr Drama "Corsage" heuer in Cannes vorgestellt wurde. Es ist ein einfühlsamer Film über das Sterben geworden, aber auch einer, der manchmal kleine Längen aufweist. Und einer, der den Schlusspunkt unter eine tragische Karriere setzt: Für Schauspieler Gaspard Ulliel ist es der letzte Film gewesen - er starb Anfang 2022 bei einem Skiunfall.