Heimische Horrorfilme sind eine Seltenheit. Jetzt hat Regisseur Peter Hengl mit "Family Dinner" (derzeit im Kino) einen solchen Genrefilm vorgelegt: Die übergewichtige Teenagerin Simi (Nina Katlein) verbringt die Osterferien am Bauernhof ihrer Tante Claudia (Pia Hierzegger) und deren Familie. Simi will, dass ihre Tante, ein Profi-Ernährungscoach, ihr beim Abnehmen hilft, muss aber mehr und mehr erkennen, dass es auf dem Hof nicht mit rechten Dingen zugeht. Die "Wiener Zeitung" sprach mit Pia Hierzegger über ihren ersten Einsatz als Schauspielerin in einem Horrorfilm.

"Wiener Zeitung": Frau Hierzegger, welche Affinität haben Sie zum Horror-Genre? Sehen Sie sich selbst gerne solche Filme an?

Pia Hierzegger: Ich gehe nicht wegen eines Genres in einen Film, sondern mich interessiert immer die Geschichte, die erzählt wird. Wenn ich sie spannend finde, dann ist mir eigentlich egal, welches Genre es ist. Das war auch bei "Family Dinner" so. Das Drehbuch war von der Figurenkonstellation her interessant, und das Element Horror ist eigentlich nur ein Teil davon. Ein Vehikel, um die Story zu erzählen.

Gruselig: Die Familiensituation in "Family Dinner". - © Pandafilm
Gruselig: Die Familiensituation in "Family Dinner". - © Pandafilm

Essen und Fasten spielen in dem Film eine große Rolle.

Über das Essen wird sehr viel über die Figuren erzählt. Und ich mochte vor allem, dass sich die Geschichte in einer Abgeschiedenheit zuträgt und dass hier eine kammerspielartige Situation entsteht. Außerdem mochte ich die Strenge meiner Figur; ich kenne das von mir, dass man sich vornimmt, am nächsten Tag Walken zu gehen, und dann geht man auf jeden Fall raus, egal ob es schneit oder stürmt.

Sie sind bekannt für einen mitunter lakonischen, ironischen Schauspielstil, über den sie sehr nüchtern und trocken eine große Portion Humor transportieren können. Das fehlt dieser Rolle aber zu einem großen Teil.

Humor oder Komik entsteht immer aus einer Situation heraus. Ich kann per se nicht lustig spielen, sondern nur ernst. Gerade deshalb werden manche Situationen auch so lustig, weil man sie möglichst ernsthaft spielt.

Was hat Sie an dieser Figur eigentlich gereizt?

Claudias Weltbild ist mir natürlich fremd, aber gerade in der Zeit, als wir gedreht haben, war es ziemlich üblich, dass Leute abschweifen in andere Wirklichkeiten und in Verschwörungstheorien. Deswegen war es für mich spannend, nachzuvollziehen, wie man da hinkommt. Was mir immer wichtig ist: Dass die Figur innerhalb dieser Geschichte stimmt. Dann ist es auch möglich, sie darzustellen.

Gibt es im österreichischen Film aus Ihrer Sicht eigentlich zuwenig Horrorfilme?

Ich glaube, wenn es der beste Weg für jemanden ist, seine Geschichte zu erzählen, dann ist gegen einen Genrefilm nichts einzuwenden. Ich glaube, dass gerade der Nachwuchs sich sehr gut in Genres auskennt, weil man ja heute auch damit aufwächst. Ich habe gehört, dass es wohl bald eine Zombie-Komödie aus Österreich geben wird. Ich glaube, Genrefilme werden immer wieder gedreht, und wenn man sich damit beschäftigt und das gerne so erzählen will, warum nicht?

Sie betätigen sich auch als Drehbuchautorin, etwa zu den ORF-Landkrimis, in denen Sie auch als Schauspielerin mitwirken. Wie gefällt Ihnen die Schreibarbeit?

Gerade habe ich ein neues Drehbuch fertig gestellt, zum nächsten Kärntner Landkrimi, den wir unter der Regie von Daniel Prohaska ab Mitte Februar drehen werden. Wir haben sechs Fassungen geschrieben. Ich freu mich immer total auf das Schreiben und irgendwann reicht’s auch wieder. Aber es ist toll, dass man sich dabei die Zeit selbst einteilen kann.

Schreiben als Bedürfnis und Qual gleichermaßen?

Irgendwie. Aber man lernt dazu. Früher habe ich den Fehler gemacht, dass ich zu schnell in die Dialoge gegangen bin, jetzt schreibe ich in kleinen Schritten ein sehr ausführliches Treatment und erst am Schluss die Dialoge. Dabei erzähle ich mir die Geschichte immer wieder selbst, um zu sehen, ob sie wirklich funktioniert, manchmal wird dann inhaltlich herumgeschoben. Oft ist es zu dicht, zu lang und hat zuviele Schauplätze. Davon muss man sich dann trennen. Man entwickelt über die Zeit ein Gespür dafür, was geht und was nicht geht. Das ist eigentlich die größte Freude beim Schreiben.