Regisseur Ali Abbasi hat sich für seinen Thriller "Holy Spider" einen wahren Fall vorgenommen. Saeed (Mehdi Bajestani), ein Familienvater, ermordet in Maschhad, der heiligsten Stadt des Iran, 16 Prostituierte, weil er "das Land säubern" will von "unwertem Leben", wie er im Film sagt. Die brutalen Morde auf der einen Seite stehen den Recherchen der Journalistin Rahimi (Zahra Amir Ebrahimi) gegenüber, die den Täter schließlich überführen können. Die Polizei ist dabei auffallend untätig. "Saeed macht in Wahrheit für sie die Arbeit, indem er die Straßen von diesen Frauen befreit", heißt es einmal. Dass die Stimmung in der Bevölkerung bald schon zu Saeeds Version der Geschichte tendiert, liegt am komplexen Gesellschaftsgefüge im Iran, das von Staat und Religion stark diktiert ist. "Holy Spider" verhandelt vor diesem Hintergrund das Frauenbild im Iran, das seit Monaten in der öffentlichen Wahrnehmung steht und landesweit Proteste hervorruft.
Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi wurde beim Filmfestival in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet. Regisseur Abbasi gelingt ein atemberaubender Thriller, der anders endet als vermutet, und dann wieder doch nicht. Ein sehenswertes Stück Kino voller Überraschungen.