Park Chan-Wook ("Sympathy For Mr. Vengeance", "Oldboy") gilt als Erfinder des südkoreanischen Rachekinos, schlägt in seinem neuen Film "Die Frau im Nebel" aber gänzlich andere Töne an - und wurde vielleicht gerade deshalb im Vorjahr in Cannes mit dem Regie-Preis ausgezeichnet. Im Zentrum steht ein Kriminalfall: Ein leidenschaftlicher Hobbykletterer ist von einem hohen Felsen in den Tod gestürzt. Der gründliche Polizist Hae-joon (Park Hae-il) hat seine Zweifel an der Unfall- oder Selbstmord-Theorie. Stattdessen nimmt er rasch die junge Witwe des Toten ins Visier: Ist die aus China nach Korea geflohene Seo-rae (Tang Wie) eine hinterlistige Mörderin? Der Ermittler beschließt, seinen Verdacht durch eine nächtelange Recherche vor dem Anwesen der Verdächtigen mit Beobachtungen zu verbringen. Bald übt Seo-rae eine intensive Anziehungskraft auf ihn aus. Die Beziehung intensiviert sich, als sie ihm dabei zu helfen beginnt, alte, ungelöste Kriminalfälle zu lösen. Was aber nichts daran ändert, dass sich für Hae-joon die Frage stellt, ob er es bei seinem Gegenüber nicht doch mit einer besonders geschickten und durchtriebenen Mörderin zu tun hat.

Aus dieser spannenden Konstellation heraus entwickelt Park Chan-Wook einen modernen Film noir, der in visueller Brillanz die große, ambivalent präsentierte Spielfreude von Tang Wie ebenso einfängt, wie die Obsession der beiden Protagonisten füreinander und die stilistische Eleganz der Bilder dieses wunderbar aussehenden Films.