Manchmal sind die großen Schauplätze der Weltgeschichte ganz kleine, unbekannte Orte. Wie in "Knock at the Cabin" von M. Night Shyamalan, wo das Schicksal der Menschheit in einer abgelegenen Waldhütte entschieden wird. Das alles zwar mit viel Getöse, aber doch: abgeschieden, intim, wie in einem Kammerspiel.

Doch der Reihe nach: Mit "The Sixth Sense" gelang dem Regisseur im Jahr 1999 ein Welterfolg; der Film definierte den Begriff von Suspense und Hochspannung neu - Thriller, Drama, Horror, Mystery, das sind seither die immergleichen Zutaten in Shyamalans Filmografie, die sich aber seit "The Sixth Sense" nie mehr in solche Höhen aufschwingen konnte. Im Gegenteil: Viele seiner Mystery-Dramen waren bestenfalls durchschnittlich, einige floppten sogar böse.

Da man in Hollywood immer nur einen Marktwert besitzt, der davon (und nur davon) abhängt, wie viele Dollars der letzte eigene Film an der Kinokasse eingespielt hat, dürfte es für Shyamalan inzwischen schwieriger geworden sein, seine Projekte umzusetzen. Als Folge hat er den Aufwand für die eigenen Produktionen reduziert, wie man im vorliegenden neuen Film "Knock at the Cabin" gut sehen kann. Es braucht hier keine großen Effekte oder Tricks, die wären ohnedies zu teuer. Shyamalan genügen sieben Personen in der schon erwähnten abgelegenen Waldhütte für seine Adaption des 2018 erschienenen Romans "The Cabin At The End Of The World" von Paul Tremblay.

Die Apokalypse kommt

Darin urlauben das schwule Paar Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) mit Töchterchen Wen (Kristen Cui) in besagter Hütte. Beim Spielen im Wald trifft Wen auf Leonard (Dave Bautista), die Begegnung ist seltsam. Sie läuft zurück in die Hütte, um ihre Eltern zu verständigen. Doch umgehend stehen mit Leonard drei weitere bewaffnete Fremde (Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird und Abby Quinn) vor der Tür und erbitten Einlass. Nicht Gewalt will man der Familie antun, sondern sie vor der drohenden Apokalypse warnen. In einer Vision, die die vier Eindringlinge hatten, war zu sehen, dass nur Eric, Andrew und Wen das Ende der Welt abwenden können - wenn sie bereit sind, einen der ihren zu opfern. Und während rundherum die Welt einstürzt, mit Tsunamis und Flugzeugabstürzen, beginnen die vier Besucher, sich selbst zu liquidieren.

Das Kammerspiel dreht sich bald im Kreis: Shyamalan, der einen Gutteil der Romanvorlage komplett umgeschrieben hat, verrennt sich in "Knock at the Cabin" schnell in eine lasche, wenig spannende und auch nicht sonderlich interessant gefilmte Großaufnahmen-Orgie, die sozusagen die Enge symbolisieren soll, in der sich die Figuren befinden. Als Home-Invasion-Thriller plätschert der Film viel zu harmlos vor sich hin, um ernsthaft Spannung zu erzeugen. Immerhin zeigt sich bei Dave Bautista schauspielerisches Minenspiel, das man von einem Mann wie ihm eher nicht erwartet hätte.