Es ist ein hölzerner Film im besten Sinne: Margarethe von Trottas "Ingeborg Bachmann: Reise in die Wüste" fabuliert lange entlang der Liebschaft(en) der Kärntner Autorin, fokussiert speziell auf die innige und schließlich zerstörerische Beziehung zu Max Frisch und erklärt daneben auch, wie Bachmann als Literaturstar gefeiert wurde und zwischen starkem Selbstbewusstsein und schweren Depressionen pendelte. "Sie war dieses Extrem: Einerseits sagte sie von sich, sie wisse, dass sie die beste Autorin ihrer Zeit sei. Im nächsten Moment hatte sie diese Selbstzweifel und ihre Tablettensucht", erzählt Regisseurin von Trotta über Bachmann, aus deren Leben sie verschiedene Phasen schildert, immer wieder gegeneinander montiert, sprunghaft in der Zeit, aber hochkonzentriert in der Ausformulierung, als handle es sich bei diesem Film um ein Stück Literatur. Das passt in von Trottas Oeuvre; nie war ein Film von ihr passender zu ihrem manchmal behäbigen, eben hölzernen Stil. Hier passt das wie die Faust aufs Auge: Bachmanns Literatur, die Gedichte, all das folgt dem Rhythmus des Films, weil von Trotta hier geschickt montiert und niemals nachlässt in der facettenreichen Beobachtung der Ingeborg Bachmann. Viele der Dialoge stammten aus Bachmann-Texten und Briefwechseln, "allerdings nicht aus jenen Briefen, die sie Max Frisch schrieb", merkt von Trotta an. Die hatte Suhrkamp unter Verschluss gehalten, das Buch mit diesem Briefwechsel erschien erst nach Abschluss der Dreharbeiten.
Die Dialoge zwischen Bachmann und Frisch klingen teils poetisch, teils literarisch, immer aber emotional. Bachmann, die 1973 nach einem von ihrer Zigarette ausgelösten Wohnungsbrand schwer verletzt ins Krankenhaus kam und dort letztlich an Entzugserscheinungen verstarb, weil die Ärzte nichts von ihrer Tablettensucht gewusst hatten, steht in von Trottas Hommage ganz oben auf einem Podest. "Der tragische Tod und ihr intensives Leben haben mich schon früh beeindruckt", sagt von Trotta. Sie weiß, dass der Glücksgriff ihres Films die Besetzung mit Vicky Krieps als Bachmann und Ronald Zehrfeld als Frisch ist; beide Schauspieler lassen sich stark aufeinander ein, Krieps spielt den Part mit einem unendlichen Maß an Intuition, das ist in jeder Szene zu spüren. "Das wäre wohl der schönste Erfolg für diesen Film: Wenn einer meiner Schauspieler einen Preis gewinnt", sagte von Trotta in einem Radio-Interview. Kann gut sein, dass dieser Wunsch der Regisseurin in Erfüllung geht.

Margarethe von Trotta beim Interview-Termin in Berlin.
- © Katharina Sartena