Er ist einer der überlebensgroßen Magneten des Kinos: Wenn Steven Spielberg auftaucht, dann stoßen die Menschen Jubelschreie aus, sie flehen und betteln um Autogramme und ihre Bewunderung kennt keine Grenzen. Zehn Minuten lang wurde Spielberg im Berlinale-Palast mit stehenden Ovationen gefeiert, als man ihm am Dienstag Abend den Goldenen Ehrenbären überreichte. "Es ist ein ungeheure Ehre für mich", versicherte der 76-jährige Regisseur, und man glaubte ihm jedes Wort. Beim Applaus hatte er Tränen in den Augen.
Schon am Nachmittag war der Medienrummel um Spielberg bei der Pressekonferenz zu seinen Ehren perfekt: Ein überfüllter Saal, draußen Hunderte Fans und Autogrammjäger. Und ein gut gelaunter Preisträger, der gerne alle Fragen ausführlich beantwortete. "Den jungen Nachwuchstalenten rate ich immer: Investiert nicht in den Look eurer Bilder, sondern in eure Drehbücher. Schreibt, schreibt, schreibt, und wenn ihr feststellt, dass das nicht eure größte Stärke ist, sucht euch jemanden, der mit euch schreibt". Überhaupt sei Film vor allem Teamarbeit, wie Spielberg betont. "Jeder meiner Filme ist im Team entstanden, es ist niemals das Werk eines Einzelnen. Das macht mich so demütig, was diese Ehrung angeht: Sie gehört all den Menschen, die mich begleitet haben".
Spielberg, der mit Filmen wie "Der weiße Hai", "E.T.", "Jurassic Park" oder "Schindlers Liste" mehrfach Filmgeschichte geschrieben hat, erzählt in seinem neuen Film "The Fabelmans" von seiner eigenen Familie - und wie er wurde, was er heute ist. Dafür ist er heuer für mehrere Oscars nominiert. "Ich wollte schon immer einen Film über meine Familie und meine Wurzeln machen", sagte er in Berlin. "Ich habe mich nur lange Jahre nicht getraut, so persönlich zu werden. In Wahrheit sind alle meine Filme persönlich, aber dieser ist der persönlichste". Vor allem seine Mutter habe ihn jahrelang gefragt, wann er denn endlich einmal einen Film über seine Herkunft mache. "Du hast ja wirklich viel gutes Material von mir bekommen", soll sie ihm gesagt haben.
Erst die Pandemie hat Spielberg dazu gebracht, das Projekt anzugehen. "Die Pandemie hat uns allen am Anfang so viel Angst gemacht, und ich begann über das Älterwerden und den Tod nachzudenken", sagt Spielberg. "Das hat mich dazu gebracht, dieses lange gehegte Projekt endlich umzusetzen".
Seinen Goldenen Bären hat er mit viel Freude entgegen genommen, nach einer Laudatio von U2-Sänger Bono. "Diese Rede war dein bisher bester Song", bedankte sich Spielberg. Aber eine Auszeichung fürs Lebenswerk, das wollte der Regisseur schon klarstellen, bedeute keinesfalls das Ende: "Ich bin noch nicht fertig mit meinem Leben und meinen Filmen. Mein Vater wurde 103 Jahre alt, es besteht also die Chance, dass ich genetisch so veranlagt bin, noch einige Zeit hier auf Erden zu bleiben". Wir wünschen es ihm und der Filmgeschichte von Herzen.