Ans Skigymnasium Stams kommt, wer von der ganz großen Wintersportkarriere träumt. Die Schule ist die Kaderschmiede des Skisports und ein regelmäßiger Nachschublieferant für den ÖSV - hier trainieren die Abfahrtsweltmeister und -innen von morgen; die meisten von ihnen sind diszipliniert, eisern, ehrgeizig - und haben schon mit 18 schwere Verletzungen wie Kreuzbandrisse hinter sich. Der Dokumentarfilm "Stams" von Regisseur Bernhard Braunstein schaut sich ein ganzes Schuljahr lang in diesem Elite-Gymnasium um. Die Kids bekommen gleich von Tag eins mitgegeben, worum es hier geht: "Jeder Mensch ist von der Würde her gleich, nicht aber vom Talent." Und dann ist da noch die alles entscheidende Frage nach dem Kopf. Ist der Kopf nicht voll dabei, bringen Muskeln und Material einen nicht als Ersten ins Ziel.

Keine Berührungsängste

Braunstein gelingt das Eintauchen in die Schulroutine mit harten Trainingseinheiten, enttäuschten Schülern, Leistungsoptimierung durch Trainer und die Schilderung der kargen Freizeit, in der die meisten Schüler ihre Zweifel an der Berufswahl ganz offen formulieren. Interessant ist an diesem gelungenen Film über Drill, Mut, Zweifel, Kondition, Talent und über die Angst vorm Scheitern vor allem, dass es hier selbst in #MeToo-Zeiten scheinbar keine Berührungsängste zwischen (viel älteren) Trainern und ihren Schülerinnen gibt: Für die Optimierung des Sports ist die körperliche Nähe offenbar unabdingbar. Bedenklich: Wer diese Nähe nicht will, ist wohl im falschen Job.