Unter einer Doku über Feminismus stellt man sich eigentlich Filmaufnahmen aus dem Archiv, aufgefettet mit trockenen Analysen vor. Vielleicht kommt auch die Schwarzer vor. Bei Katharina Mückstein ist alles anders: Die Wiener Filmemacherin bedient sich bewusst einiger Klischees, um ihre Expertinnen und Experten in "Feminism WTF" (what the fuck) in einem verlassenen Bürohaus pastellfarben in Szene zu setzen. Dazwischen gibt es - sozusagen zur Hirnerholung - kurze Tanzsequenzen von Alex Zehetbauer, Lau Lukkarila und Faris Cuchi Gezahegn, die die Thematik aufgreifen. Einmal mehr - einmal weniger offensichtlich.

Festzementiert

Mückstein, die die #MeToo-Welle in der heimischen Filmbranche auslöste, gelingt es, dem heutigen Feminismus gerecht zu werden, bis man vor lauter Fakten und Infos die letzten 15 Minuten erstaunlich gedankenmüde wird. Vor allem zeigt Mückstein auf, wie Feminismus des 21. Jahrhunderts wesentlich breiter gedacht werden muss: Über die simple Problematik der Gleichstellung von Frauen und Männern ist unsere Gesellschaft aufgrund der LGBTQIA+-Community längst hinausgewachsen. Mit u. a. der aus Indien stammenden Politikwissenschafterin Nikita Dhawan oder auch der deutschen Biologin Sigrid Schmitz werden komplexe Fragen über Gender, Transidentität, Sexualität, Sexismus in Verbindung mit Rassismus und Kapitalismus erörtert. Und Mückstein liefert mit einem Experiment den Beweis dafür, wie sehr Gendering in unseren Köpfen immer noch festzementiert ist.