Stell dir vor, ein Bär findet ein Packerl Koks. Also die Droge, nicht die Kohle. Und frisst. Und frisst. Und frisst.

Das "Oxford Dictionary" sagt: "Kokain ist eine als Betäubungsmittel und als Rauschgift verwendete Stickstoffverbindung aus den Blättern des Kokastrauchs."

Wikipedia sagt: "Kokain bewirkt im Zentralnervensystem eine Stimmungsaufhellung, Euphorie, ein Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit und Aktivität sowie das Verschwinden von Hunger- und Müdigkeitsgefühlen."

Und jetzt ist der Bär auf Koks. Randaliert, eskaliert, mordet.

Der Inhalt von "Cocaine Bear" (derzeit im Kino) ist schon im Titel leicht ersichtlich: Ein Bär auf Koks macht die Wälder unsicher. Zuvor findet er das "weiße Gold" (dixit Falco) zufällig im Wald, weil es die Protagonisten eines Drogenkartells aus einem Flugzeug abgeworfen haben, ehe dieses abstürzte. Verteilt auf eine große Fläche, brauchte der Bär das Koks nur mehr mit seinem Näschen zusammenzusuchen, und fertig war der Drogenrausch. Verschnupfter Wert: Zwei Millionen Dollar!

Die Geschichte, die dem absurden Spielfilm "Cocaine Bear" zugrunde liegt, ist wahr und tatsächlich passiert. Allerdings: Der Bär hat das Koks gefressen und ist daran gestorben. 1985 war das, irgendwo in Georgia.

Um daraus einen ebenso reißerischen wie sinnentleerten Film zu machen, musste Drehbuchautor Jimmy Warden nur seine Imagination spielen lassen: Er hat sich ausgedacht, was passiert sein könnte, hätte der Bär die Drogenüberdosis überlebt und wäre so richtig rauschig durch die Wälder gezogen.

Schauspielerin Elizabeth Banks hat sich gedacht, Wardens Script wäre eine lohnende Arbeitsvorlage für eine Splatter-Dramödie epochalen Ausmaßes, weshalb die Regisseurin hier auch alle Register zieht. Es gibt wilde Verfolgungsjagden, da würden sogar die Dinos aus "Jurassic Park" neidisch werden. Und es gibt komödiantischen Slapstick und jede Menge cooler Dialogzeilen. Außerdem ist Ray Liotta in seiner letzten Rolle zu sehen, die gar nicht zu seinem sonstigen Image als Charakterdarsteller passt.

Gigantisches Risiko

Nach ihrem Regiedebüt "Pitch Perfect 2" (2015) und "Charlie’s Angels" (2019) ist "Cocaine Bear" Banks’ dritter Film; einer, der ihre Karriere entscheidend beeinflussen wird: "Cocaine Bear ist ein gigantisches Risiko", sagte sie dem Branchenmagazin "Variety". "Das könnte mein Karriereende bedeuten." Zu splatterhaft? Zu weit hergeholt? Aber immerhin gibt es hier einen 1.000 Kilo schweren Bären zu sehen, der aus dem Computer stammt und daher auch jede Menge Emotionen draufhat. Knurren kann viele verschiedene Facetten haben.

"Ich las das Drehbuch im April 2020, als die Welt zum Stillstand gekommen war und um mich herum das Chaos herrschte", sagt Banks im Interview mit dem "Time Magazine". "Wir wischten alle unsere Lebensmittel ab, und in Kalifornien wüteten Brände, und ich dachte nur: ‚Wow, es gibt kein größeres Sinnbild für Chaos als einen Bären, der high auf Kokain ist. Die Regie bei diesem Film fühlte sich fast kathartisch an - ich konnte das Chaos ein wenig zähmen. Und was noch wichtiger ist: Das ist der Film, den ich sehen will. Ich möchte ins Kino gehen und ein gemeinsames Erlebnis haben. Ich möchte durch Lachen und Schrecken und all die Dinge, die wir im Moment brauchen, um uns zu unterhalten, miteinander verbunden sein. Ich wusste, dass der rasende Bär ein wirklich gutes Konzept darstellt. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass das Drehbuch unglaubliche Charaktergeschichten bot", sagt Banks. Die Kombination all dieser Elemente stellte für sie eine Herausforderung dar, die sich "wie ein wirklich hoher Schwierigkeitsgrad anfühlte. Aber ich wusste, wenn ich es richtig mache, wird es ein sehr unterhaltsamer, herzlicher, lustiger und energiegeladener Film." Das kann man diesem schrägen Horror-Comedy-Mix nicht absprechen.

Noch ein Tipp: Vor Bären auf Koks auf Bäume zu flüchten, bringt gar nichts.