Man muss es in aller Deutlichkeit sagen, Fische sind keine schönen Tiere. Präziser: Flundern sind keine schönen Fische. Die Ausgangslage für Fabius in der neuen Disney-Realverfilmung von "Arielle, die Meerjungfrau" war also schon denkbar schwierig, schließlich wird dort alles naturgetreu animiert; wie aus dem realen Leben geschnitten soll es aussehen. Da lässt sich die kindliche Zeichentrickmimik eben nicht einfach übernehmen, da muss in Sachen Wirklichkeit ordentlich nachgeschärft werden.
Für Fabius bedeutet das: keine großen blauen Augen mehr, keine herzigen Pausbacken. Nicht einmal rund darf er sein. Was ihm im neuen Live-Action-Remake (ab 25. Mai im Kino) bleibt, sind ein trauriger gelber Unterton bei seinen neuerdings grauen Schuppen und dunkelblaue Streifen, die, wenn wir gerade so auf Naturtreue beharren, eigentlich eher einem Sträflings-Doktorfisch ähneln als einer Flunder, aber seis drum.

Ohne den Fabius der Gegenwart nun je persönlich getroffen zu haben, man wird das Gefühl nicht los, dass es ihm etwas an Charisma mangelt. Dass man nicht nur seine Wangen und seine Nase weggezeichnet hat, sondern auch ein wenig von seinem Charakter. Vielleicht sieht er deshalb so aus wie ein eingerauchter Stockfoto-Fisch aus einer Nordsee-Aktionswochenwerbung von 2012. Als würde er einem eher einen zwielichtigen Handyvertrag verkaufen, als auf Abenteuerreise zu gehen.
Fische sprechen gar nicht
Jetzt könnte man richtigerweise einwenden - und einige müssen jetzt vielleicht stark sein -, dass es Fabius in Wirklichkeit gar nicht gibt. Dass er in keinem Unterwasserkönigreich lebt und nicht der beste Freund einer Meerjungfrau ist. Dass Flundern generell nicht singen und schon gar nicht tanzen. Dementsprechend könnte es uns auch herzlich egal sein, dass Fabius nun so aussieht, wie er eben aussieht (auch wenn sein gebrochener Fisch-Blick jeden Lebenswillen aus einem heraussaugt).
Spinnt man dieses Argument aber weiter, führt man es gleichzeitig ad absurdum. Wenn es sowieso eine fiktionale Geschichte ist, wenn alles erlaubt und möglich ist, warum zwängen wir uns dann in das Korsett der Wirklichkeit? Warum darf Fabius nicht niedlich aussehen? Warum kann eine Flunder nicht gelb und rund sein? Wenn unsere Realität einmal nicht die Grenze ist, sondern allein die Fantasie, warum ist sie dann so bedrückend einfallslos?
Wer echte Fische sehen will, die einem eine mittelstarke Depression verschaffen können, hat jederzeit die Möglichkeit, ins Haus des Meeres zu gehen. Dazu braucht es keinen Disney-Film, der von Liebe, Freundschaft und Mut handelt. Wenn die Fische aber sowieso schon sprechen können, dann lasst sie doch um Himmels willen auch so aussehen, dass man das Bedürfnis verspürt, mit ihnen überhaupt sprechen zu wollen.
Die Flundern haben das nicht verdient. Und Fabius schon gar nicht. Vom Hofmusikant Sebastian, der roten Krabbe, wollen wir an dieser Stelle gar nicht anfangen. Man kann nur hoffen, dass Disney "Das große Krabbeln" bei seinen zukünftigen Live-Action-Bestrebungen in der Schublade lässt. Insekten haben uns nämlich gerade noch gefehlt.