Sein größter Filmhit war die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie, die zwischen 1985 und 1989 entstand. Nur zwei Jahre danach - am Höhepunkt seines Ruhms - erhielt Michael J. Fox die Diagnose Parkinson. Anfangs konnte er das Leiden noch verbergen, doch bald wurde ihm die Arbeit an einem Filmset unmöglich. Er zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, reflektierte über lange zurückliegende Erfolge, jeder um ihn herum verstand die Tragik, die den Mann verstummen ließ. Doch Davis Guggenheim holte Fox für seinen Dokumentarfilm "Still: A Michael J. Fox Movie" (ab 12. Mai zu sehen auf AppleTV+) wieder zurück in die Zukunft, in eine lebensbejahende Zeit, die er vor allem dank seiner Familie genießen kann.

"Wiener Zeitung": Mr. Fox, wie entstand die Idee, Ihre Krankheit als Grundlage für einen Film über Sie zu verwenden?

Michael J. Fox: Mir wurde bewusst, dass sich die Möglichkeiten, meine Kreativität und meine Gefühle auszudrücken, vermindert haben. Ich kann bestimmte Dinge, die ich früher getan habe, nicht mehr tun, aber ich kann Geschichten erzählen; und die Geschichten, die ich am besten kenne, sind meine eigenen Geschichten. Als ich sie anderen erzählte, stellte ich fest, dass die Zuhörer einen Bezug zu ihnen entwickelten. So begann dieser gemeinsame Erzählzyklus, an dem Menschen außerhalb meiner Welt beteiligt waren. Das war wirklich aufregend und mündete in diesen Film.

"Familienbande": Wie einst in der TV-Serie, ist heute seine Familie (Ehefrau Tracy Pollan, links, und die beiden Kinder) die größte Stütze für Michael J. Fox. - © AppleTV+
"Familienbande": Wie einst in der TV-Serie, ist heute seine Familie (Ehefrau Tracy Pollan, links, und die beiden Kinder) die größte Stütze für Michael J. Fox. - © AppleTV+

Der Film basiert auf einem Buch, das Sie geschrieben haben.

Ich habe vier Bücher geschrieben, in denen all diese Geschichten über mich enthalten sind. Davis Guggenheim stürzte sich regelrecht auf dieses frühe Material, das zurückgeht in meine Kindheit. Meine Karriere begann nicht erst mit 18 Jahren, als ich von der Schule abging. Sie begann, als ich ein kleines Kind war, und ich hatte keinen Sinn für Grenzen, keinen Sinn für Parameter. Ich bin einfach losgezogen und habe mich der Welt ausgesetzt, und das hat sich dann mit unterschiedlicher Intensität mein ganzes Leben lang fortgesetzt.

Sie haben schon immer öffentlich über Ihre Parkinson-Erkrankung gesprochen. Gab es in diesem Film irgendetwas, das Sie nur zögerlich über das Leben mit der Krankheit preisgeben wollten?

Ich habe nicht gezögert, mit der Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Als ich mich gesehen habe, war das aber schon schockierend für mich. Wissen Sie, ich weiß nicht immer, wie ich aussehe, und das stört mich nicht, aber es ist ein Schock, wenn man es sieht. Das ist bis heute schwierig für mich.

Der Dokumentarfilm ist eine sehr persönliche Reise, bei der Sie viele wichtige, aber auch schmerzhafte Momente in Ihrem Leben Revue passieren lassen. Was gibt Ihnen Kraft?

Was mich am meisten berührt, wenn ich mir den Film ansehe, ist nicht die ganze Tragödie, der ganze Kampf und der ganze Konflikt, sondern meine Familie. Es gibt diesen berühmten Satz aus dem Sport, in dem der Trainer über ein anderes Team spricht, das sein Team geschlagen hat, und er sagt: "Sie sind die, für die wir sie gehalten haben". Und meine Familie war die, für die ich sie hielt. Ich sah den Film und sagte: "Sie sind die, für die ich sie gehalten habe." Sie sind wunderbare, witzige Menschen, die mich am Leben erhalten. Sie sind so klug und geerdet. Meine Frau ist ein Wunder! Es war eine große Sache für mich, das im Film einmal ungefiltert zu sehen. Natürlich gibt es schrullige Momente: Als meine Frau mich anmeckert, weil ich meine SMS nicht auf die Reihe kriege zum Beispiel. Und weil sie mich bemitleiden, weil ich nicht weiß, wie man ein iPhone benutzt. Aber ich zähle auf diese Leute und darauf, wie viel sie für mich tun.

Wenn Sie auf die Arbeit zurückblicken, worauf sind Sie am meisten stolz?

Ah, das ist so schwierig. Ich würde sagen, man stolpert nicht über "Zurück in die Zukunft", ohne dabei festzustellen, dass das ein wichtiger Moment in meinem Leben war und ein Wendepunkt in meiner Arbeit. Aber ich denke, es sind die Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Oft wird mir erst im Nachhinein bewusst, was wir damals alles gemacht haben, mit welchen tollen Leuten ich drehte. Ich bin stolz auf diese ganz normalen, einfachen Momente des Filmemachens. Es gibt einen Film über einen Typen, der mit Stanley Kubrick gearbeitet hat. Ich kann mich jetzt nicht mehr an seinen Namen erinnern. Aber er war Kubricks Mann für alles. Er hat alles gemacht. Er machte das Casting, die Schauspielerei, die Kulissen. Er war einfach da. Und gegen Ende von Kubricks Leben fragte man ihn: "Du bist schon so lange dabei. Was tust du eigentlich? Wie würdest du dich selbst beschreiben?" Und er sagte: "Ich bin ein Filmarbeiter". Und das ist es, was ich an diesem Punkt in meinem Leben auch von mir sagen würde: Ich bin ein Filmarbeiter. Ich arbeite rund um einen Film. Und ich arbeite mit Typen wie diesem.

Wenn Sie zu einem beliebigen Zeitpunkt in Ihrem Leben zurückgehen könnten, was wäre dieser Moment?

Ich sage einfach das erste, was mir in den Sinn kommt, denn darauf gibt es keine Antwort. Ich glaube, der Moment, als mein Vater sagte: "Okay, ich nehme dich mit, um einen Agenten zu finden. Ich bringe dich nach L.A." Meine Eltern haben diese lächerliche Sache abgesegnet, Mann! Ich war dieses verrückte Kind und wollte umziehen, ich wollte die Highschool verlassen und nach Kalifornien ziehen, um Schauspieler zu werden. Das ist Wahnsinn! Es ist verrückt. Niemand tut so etwas! Und die Tatsache, dass mein Vater diesen Wunsch unterstützte, ist unglaublich! Normal herrscht praktische Skepsis und Eltern versuchen, dass aus den Kindern etwas Solides wird. Aber er sagte okay zu dieser Bullshit-Sache. In diesem Moment änderte sich mein Leben. Denn er hätte sagen können: "Nein, ich schließe das aus, ich versperre dir den Weg und mache dir das Leben zur Hölle." Das hätte er tun können. Aber er sagte: "Okay, versuch’s mal." Leider starb er jung, nur ein paar Jahre, nachdem mir all die guten Dinge widerfahren waren. Dass er diesen Karrierestart miterleben konnte, dafür bin ich dankbar. Es gibt eine tolle Aufnahme im Film, wie er meinen Sohn im Arm hält. Und dieser Moment war eine Woche vor seinem Tod und einen Monat nach der Geburt meines Sohnes. Das war ein großer Moment. Das war eine große, tektonische Platte, die sich verschoben hat.

Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie eine Vielzahl von Figuren gespielt, die Generationen von Zuschauern inspiriert haben. Als ich "Still" anschaute, konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob diese Figuren zu Ihrer Stärke und Hartnäckigkeit im Umgang mit allem, was Sie sind, beigetragen hat.

Ich denke schon. Ich glaube, da ist etwas dran. Ich glaube, wenn man eine Figur spielt, braucht man eine bestimmte Art von Hingabe. Man muss bereit sein, der Figur das gleiche Gewicht zu geben wie einem selbst und einzugestehen, dass ich hier nichts anderes zu bieten habe als die Wahrheit dieser Figur. Wer das tut, konfrontiert sich mit seinem eigenen Charakter und findet sehr viel über sich selbst heraus. All das kann man abspeichern und in einer Art Repertoire immer dann aufrufen, wenn es für die Rolle gebraucht wird. Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend ist, aber es zwingt einen dazu, sich mit dem zu beschäftigen, was man ist und was man nicht ist.

Es steckt viel von Marty McFly in Ihnen, dass lässt sich jedenfalls sagen.

Ja, das denke ich auch.