Carla (Leonie Benesch) ist als Lehrerin schon eine ziemliche Idealistin, als sie neu an ihrer Schule beginnt. Sie unterrichtet Sport und Mathematik, die Arbeit macht ihr Spaß. Doch an der Schule wird ganz offensichtlich gestohlen, immer wieder verschwinden Geld und Wertgegenstände aus den Taschen der Schüler - und der Lehrer. Weshalb Carla beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Dazu gehört auch, dass sie ihren Sitzplatz im Lehrerzimmer von der Webcam des eigenen Laptops überwachen lässt.

Wir leben in fiebrigen Zeiten, und so ist eine solche Überwachung gar nicht datenschutzkonform. Auch, wenn dadurch der Verdacht auf eine Mitarbeiterin der Schule fällt, die sich hier am Portemonnaie von Carla zu bedienen scheint. Aus Carlas gut gemeintem Überführungsversuch wird eine Straftat, was ihre Position im Lehrerkollegium erheblich schwächt. Und auch bei den Schülern. Da beginnt Carla zu merken, dass ihre Idealvorstellung vom Unterrichten kaum mehr mit der Realität zu vereinbaren ist.

"Das Lehrerzimmer" von Ilker Çatak zeigt die Hilflosigkeit und Überforderung so mancher Lehrkraft, die frisch von der Uni in eine große Verantwortung gelangt: Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Für Letzteres werden sie bezahlt, für Ersteres letztlich abgestraft. Leonie Benesch gibt die gutgläubige Junglehrerin mit einer immensen Intensität und minimalistisch ausgestalteter Authentizität. Allein ihre Leistung lohnt den Kinobesuch - eine große Schauspielerin.