Wer dieser Tage Michael Douglas begegnet, der findet einen älteren Herren mit überaus guten Manieren vor, einen, der sehr reflektiert über sich und seine Karriere sprechen kann, und einen, der weiß, wem er das alles zu verdanken hat: "Meiner Familie". Gemeint ist dabei nicht nur Papa Kirk, der 2020 im biblischen Alter von 103 Jahren starb, sondern vor allem Ehefrau Catherine Zeta-Jones und seine 20-jährige Tochter Carys Zeta Douglas: Beide Frauen haben den Schauspieler nach Cannes begleitet, wo er sich eine goldene Ehrenpalme abholen durfte. 

Tags darauf stellte sich Douglas Fragen zu seiner Karriere: Vor allem sein Verhältnis zu seinem überlebensgroßen Vater stand im Mittelpunkt. "Ich war lange Zeit Michael Douglas, der Sohn von Kirk Douglas", erzählt der Star aus "Wall Street", "Basic Instinct" oder der Netflix-Serie "The Kominsky Method". "Irgendwann begann das zu kippen, denn plötzlich drehte sich alles um: Da war Kirk dann der Vater von Michael Douglas". 

Douglas gilt als einer der entspanntesten Superstars Hollywoods. 
- © Katharina Sartena

Douglas gilt als einer der entspanntesten Superstars Hollywoods.

- © Katharina Sartena

Das hatte viele Gründe: War Kirk der Haudegen aus der Glanzzeit Hollywoods, mit Filmen wie "Wege zum Ruhm" oder "Spartacus", holte Michael die Schauspieler-Dynastie in die Zeit des New Hollywood, drehte als Produzent Filme wie "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975), ein mit fünf Oscars dekorierter Klassiker, der auch Douglas den ersten Goldmann einbrachte. "Wir drehten damals diesen Film in einer echten psychiatrischen Anstalt, sogar manche der Schauspieler waren tatsächliche Patienten", erinnert sich Douglas. "Ich weiß noch, wie Jack Nicholson, der die Hauptrolle spielte, in einer Drehpause stutzig wurde und mich fragte: Wieso bleiben diese Leute, die da mit mir spielen, alle ständig in ihrer Rolle? Wieso sind die auch in den Drehpausen so? Bis er begriff, was wir hier für ein Experiment veranstalteten". 

Douglas selbst hätte die Rolle in "Einer flog über das Kuckucksnest" theoretisch auch selbst spielen können, aber er wollte nicht: "Ich war damals ein Fernsehschauspieler, der mit ‚Die Straßen von San Francisco‘ einen Serienhit gelandet hatte. Mein Partner Karl Malden war mein Mentor und hat mir alles beigebracht, was man übers Schauspielen wissen muss". Es war also nicht Vater Kirk, der dem Sohnemann die Tipps gab, sondern diese kamen von Außen. 

"Mein Vater und ich unterhielten uns schon manchmal über die Rollen, aber das stand nie im Zentrum unserer Gespräche. Es war eher so, dass er aus einer anderen Zeit stammte. Er war bei einem Studio fix unter Vertrag, drehte pro Jahr fünf, sechs Filme, und war praktisch nie daheim. Das war bei mir schon anders, als sich in Hollywood ab den 1970er Jahren einiges veränderte", sagt Douglas. 

Mit 78 ist er inzwischen selbst ein alter Haudegen auf dem Hollywood-Parket, der sich Neuem allerdings nie verschlossen hat. "Ich glaube, dass die Streamingdienste das Kino nicht beschädigt haben, sondern viele neue Inputs liefern", so Douglas. "Dort werden nicht nur Serien gemacht, sondern wirklich gute Filme, die sich auch fürs Kino eignen". 

Nur mit den sozialen Medien kommt Douglas nicht wirklich klar. "Bevor es sie gab, war alles ein wenig anders, ein wenig ruhiger, man hatte nicht tausend Handys, die auf einen gerichtet waren und bekam nicht viele hysterische Postings", sagt Douglas. "Vor der Zeit der sozialen Medien war es auch OK, wenn man das eine oder andere Geheimnis hatte. Das ist heute leider gar nicht mehr möglich".