Die Actionszenen: herausragend. Das Schauspiel: passabel. Die Story: voll Testosteron, aber sehr holprig. Das ist der Gesamteindruck von "Fast & Furious 10". Benzinbrüder und -schwestern aller Kaliber erhalten in dem Automobil-Action-Blockbuster einmal mehr eine Großration an Gib-Gas-Gib-Gummi-Dröhnung verabreicht. Angehörige der Umweltfraktion, die den Straßenverkehr als Mitverursacher der globalen Erwärmung wahrnehmen, werden über den Film freilich den Kopf schütteln.
"Fast & Furious 10" beginnt mit einer Rückblende zum fünften Teil der Serie. Zu sehen ist der Versuch von Dominic Toretto (Vin Diesel) und seinen Kumpels, einen Tresor mit Hilfe dreier PS-protziger Boliden vom Stehzeug zum Fahrzeug zu machen. Dessen Besitzer, der Drogenbaron Hernan Reyes, mag sich diesen Diebstahl natürlich nicht gefallen lassen. Doch die Panzerschrank-Rückholaktion wird zu seinem letzten Projekt auf Erden. Bald macht der böse Mann, tödlich getroffen, seinen letzten Schnaufer. Sein Sohn Dante Reyes (Jason Momoa) schwört, für den Tod des Herrn Papa blutige Rache an Dominic zu nehmen. Schnitt in die Gegenwart. Der Feldzug Dante gegen Dom fängt an.
Perfekt choreografiert
Mehr Plot gibts da nicht für lange 141 Minuten Kino. Dass einem trotz des dürren Materials nicht fad wird, ist nicht den Dialogen des Drehbuchs geschuldet, sondern der Action, die vom Team um den französischen Regisseur Louis Leterrier ("Die Unfassbaren") in höchster Perfektion choreografiert wird. Autos machen in diesem Film wieder einmal Sachen, die Autos im wirklichen Leben nicht machen können.
Als erste Station für Dantes Rache an Dominic wurde die Stadt Rom ausgesucht, die schauwertemäßig prima rüberkommt: vom Colosseum bis zum Petersdom - ein tolles Bauwerk nach dem anderen. Allerdings wäre Dante (Jason Momoa spielt ihn mit Anzeichen charmanten Irrsinns) bereit, die Metropole und ihre Menschen in Schutt und Asche zu legen; bloß, damit er seinen Widersacher Dominic um die Ecke bringen kann. Gottlob bekommt dieser Wind von dem Attentat. Mit autofahrerischen Tricks gelingt es ihm, die gefühlt 100 Zillionen Tonnen starke Kugelbombe in den Tiber abzuleiten, wo sie keinen gröberen Schaden anrichtet. Allgemeines Aufatmen. Rom ist gerettet. Dominic auch. Der Film kann weitergehen.
Und als Zuschauer kann man kurz innehalten, um über die Kultur der Kulturlosigkeit nachzudenken. Allein die Idee, für eine kleine private Vendetta das Menschheits-Erbe Rom zu zerstören, ist eine Kulturlosigkeit sondergleichen. Andererseits braucht es höchste kulturelle, nämlich filmhandwerkliche Fähigkeiten, um dieses fiktive Zerstörungswerk so kunstvoll darzustellen wie hier. Ist es Naivität oder Profitgier, beides zu verknüpfen? Im Filmteam scheint man sich jedenfalls Gedanken darüber gemacht zu haben. "Wenn Rom fällt, dann fällt die Welt", heißt es in einer der wenigen klugen Dialogzeilen des Drehbuchs.
Prominente Nebendarsteller
Die Schauspieler bemühen sich redlich, aus dem Material das Maximum herauszuholen. Hauptdarsteller Vin Diesel verströmt wie immer die Aura eines gemütlichen Kuschelbären, der im Ernstfall sehr ungemütlich werden kann. Um seiner Figur mehr Zwischentöne zu geben, sagt der furchtlose Mann Sätze wie diesen: "Manchmal ist Furcht der beste Ratgeber." Jason Momoa gibt mit flackernder Kaiser-Nero-Attitüde einen gefährlichen Schurken, in dessen Gegenwart man jeglicher Furchtlosigkeit verlustig gehen kann. Die prominenten Nebendarstellerinnen und Nebendarsteller Charlize Theron, Helen Mirren, Brie Larson und Jason Statham nutzen kurze Auftritte für erinnerungswürdige Momente.
Ach ja, und dann hält auch Dwayne Johnson im Nachspann seinen Kopf vor die Kamera. Der diesmal ansonsten fehlende Co-Star der Serie ist offenbar im für 2025 angekündigten Abschlussfilm "Fast & Furious 11" wieder mit von der Partie. Ein Umstand, der in den Fan-Foren im Internet jetzt schon helle Aufregung auslöst. Was will man mehr?