Filmfestival Cannes: Almodóvar zeigt queeren Kurz-Western

Pedro Almodóvar gehen die Ideen nie aus. Der spanische Regiestar nutzt die Zeit zwischen seinen Langfilmen gerne mal für kürzere Arbeiten. Seine neueste zeigte er dieser Tage beim Filmfestival in Cannes: "Strange Way of Life" betitelt er das halbstündige Werk, es ist ein queerer Western, in dem Ethan Hawke und Pedro Pascal einander wie verrückt lieben und dabei vom Luxusmodehaus Saint Laurent eingekleidet werden. Sinnvollerweise wurde der Film auch gleich von Saint Laurent produziert, er markiert den Einstieg des Modehauses in die Welt der Filmproduktion. Künftig will man bei Saint Laurent Productions so die eigenen Kollektionen in High-Class-Produktionen optimal präsentieren. Ein Product Placement der unverschämten Art also, die auch in Cannes am roten Teppich für modische Furore sorgte. 

"Der Film ist meine Antwort auf ‚Brokeback Mountain‘", verriet Almodóvar in Cannes. 2005 war der Spanier kurz davor gewesen, den späteren Oscar-Hit zu inszenieren, schließlich führte aber Ang Lee Regie. "Ich hatte damals Bedenken, dass mich Hollywood nicht weit genug gehen lassen würde", so Almodóvar. 

In "Strange Way of Life" verkörpert Hawke einen Sheriff und Pascal einen Revolverhelden. Die beiden Männer, die sich aus den Augen verloren hatten, treffen sich 25 Jahre nach ihrer Trennung wieder und entdecken ihr Verlangen für einander neu. "Einer der beiden reist durch die Wüste, um den anderen zu finden. Es wird eine Konfrontation zwischen den beiden geben, aber die Geschichte ist vor allem intim", so der Regisseur, dessen auffälliges Filmplakat die halbe Croisette ziert. Das Sujet zeigt, wohin die Reise geht: Optisch sieht der Film aus wie eine Foto-Lovestory und Almodóvar entrückt damit die klassischen Westernelemente in Richtung Pop-Art. Hinzu kommt der Zugang zum Thema: "Der Film spricht auf tiefgründige Weise über Männlichkeit, da der Western ein männliches Genre ist. Er greift viele Elemente des Western auf. Es gibt einen Revolverhelden, eine Ranch, einen Sheriff. Aber wir zeigen Dialoge zwischen Männern, die die meisten Western nicht zeigen". Selbst diese kurze Miniatur zeigt: Pedro Almodóvar ist auch mit 73 noch um keinen frischen Zugang zur Filmerei verlegen.