Sarah Palin steht wieder im Scheinwerferlicht - diesmal unfreiwillig. Ein US-Sender verfilmte ihren schrägen Wahlkampf 2008 an der Seite des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain. Das Resultat ist alles andere als schmeichelhaft.
Pünktlich zum diesjährigen Wahlkampf macht ein Film über das historisch spannende Präsidentenrennen von vor vier Jahren in den USA Furore. Ins Rampenlicht ist dabei wieder einmal die schräge Ikone der rechten Tea-Party-Bewegung Sarah Palin gerückt - die sich diesmal allerdings gar nicht darüber freut. Der für hochklassige Produktionen bekannte amerikanische Bezahlsender HBO verfilmte ein Buch über ihren Wahlkampf an der Seite des damaligen republikanischen Kandidaten John McCain. Schon vor der Ausstrahlung an diesem Samstag riefen Filmausschnitte das Palin-Team auf den Plan. Konservative wittern eine politische Kampagne Hollywoods zum Nutzen der Demokraten.
Dabei bietet "Game Change" nach Meinung vieler, was die derzeitige republikanische Kandidatentruppe im Vorwahlkampf bisher entbehrt: Spannung und Unterhaltung. Der hundertminütige Film entführt in den Sommer 2008, als sich ein Konservativer beim Vorstoß auf das Weiße Haus gegen einen afroamerikanischen Präsidentschaftskandidaten wappnete. "Wir brauchen dringend einen Strategiewechsel!", rät im Filmtrailer der Berater von John McCain bei der Auswahl eines Vize-Kandidaten. "Keinen von diesen mittelalterlichen weißen Männern" will er. Und McCain, gespielt von Charakterdarsteller Ed Harris, gibt den Jagdbefehl: "Such mir eine Frau!"
Er sollte sie bekommen - und damit die Wählerschaft verblüffen. Als durchgreifende Jungpolitikerin aus dem rauen Alaska bejubelt, als hemdsärmelige Vorzeigemutter mit Millionen Amerikanerinnen verschwistert, entwickelt sich Palin im Film schnell zum Alptraum des Republikaner-Wahlteams. Die dümmlich-dreist dargestellte Kandidatin, hochgelobt gespielt von Hollywoodstar Julianne Moore, entpuppt sich als Desaster. Die Film-Palin liebt Kostüme und lockere Sprüche, aber ahnt nicht, dass es zwei Koreas gibt. Auf die Frage, was die US-Notenbank Fed ist, erntet Film-Wahlkampfchef Steve Schmidt einen leeren Blick. Als er von ihr wissen will, warum die Amerikaner im Irak sind, antwortet sie: "Weil Saddam Hussein uns an 9/11 angegriffen hat." Schmidt bleibt nur noch eine Frage: "Oh mein Gott, was haben wir getan?"
Regisseur Jay Roach und Drehbuchautor Danny Strong können genauso wenig wie die Buchautoren von "Game Change" beweisen, wie realitätsgetreu ihre Darstellung ist. Das gleichnamige Buch der Journalisten Mark Halperin und John Heileman hatte bereits bei seinem Erscheinen im Jahr 2010 für Aufsehen gesorgt. Die politischen Insider geben darin tiefe Einblicke und Details über Politiker wie Hillary Clinton, John Edwards, Präsident Obama oder eben Sarah Palin. Die hat jedenfalls genug. Ihr politisches Unterstützungskomitee "Sarah PAC" konterte die HBO-Filmtrailer mit einer Persiflage. "Game Change" soll darin entlarvt werden als Lügenstory eines Senders "BHO" - die Initialen von Barack Hussein Obama. Die Crew der rechtspopulistischen Tea-Party-Heldin beeilte sich, eine telefonische Pressekonferenz zu organisieren. Darin erklärte Palins Ex-Berater Randy Scheuermann, der Film basiere "auf absichtlich irreführenden Lügen und falschen Darstellungen."
HBO hingegen beteuert, der Film sei zufällig zur Hochphase der konservativen Vorwahlen fertig geworden. "Der Inhalt des Films ist eine interessante und historische Geschichte, auch wenn McCain und Palin derzeit nicht für ein politisches Amt kandidieren", sagte ein HBO-Sprecher der Webseite von Fox News. Zumindest eines kann die Filmcrew nicht verleugnen: ihre Nähe zu den Demokraten. "Game Change"-Hauptdarsteller Harris und Moore sind Wahlkampfspender des Obama-Lagers. Und auch einer der Produzenten steht dem Präsidenten sehr nahe - der Schauspieler Tom Hanks. Der Star hat Obama schon 2008 im Wahlkampf unterstützt und will es auch in diesem Jahr tun.