Für viele Kritiker am Lido ist klar: Judi Dench soll den Preis als beste Darstellerin erhalten, am liebsten auch gleich den Oscar im Februar 2014. Ihre Performance in Stephen Frears‘ "Philomena" hat die Zuschauer am Lido nachhaltig begeistert (auch, wenn der Film ansonsten eher wie ein konventionelles Drama von der Stange wirkt).

Dench spielt Philomena, die erst im Alter über ihren größten Schicksalsschlag zu sprechen imstande ist: Als junge Frau nahm man Philomena in einem irischen Kloster ihr Baby weg, um es an betuchte US-Paare zur Adoption freizugeben – freilich gegen den Willen der Mutter. Ein Schicksal wie tausende, denn diese Praxis war einst Usus in katholischen Klöstern, worauf Frears mit großer Emotion hinweist. Dennoch vergibt Philomena am Ende ihren einstigen Peinigern.

Für die britische Schauspielerin, die das reale Vorbild Philomena Lee zur Vorbereitung auf den Film getroffen hat, ist es undenkbar, den Kindesraub von einst zu vergeben. "Ich könnte das nicht", sagt sie. "Ich hätte eine viel zu große Wut, wenn man mir das Kind wegnehmen würde. Das ist für mich ganz und gar undenkbar".

Dench wird jedenfalls für ihre Darstellung als sichere Oscar-Anwärterin gehandelt. Ein schöner Höhepunkt für eine außergewöhnliche Karriere? "Wo denken sie hin", zischt die 78-jährige Dench. "Wollen Sie etwa, dass ich schon in Pension gehe?" Dench hat unzählige Projekte und einen vollen Terminkalender. "Ich denke gar nicht daran, aufzuhören".

In unserem Video-Mitschnitt von der Pressekonferenz in Venedig erzählt Dench, wie das Treffen zwischen ihr und Philomena Lee gelaufen ist und welches Feingefühl es für die Umsetzung der Rolle benötigte.