Denzel Washington (l.) und Mark Wahlberg kämpfen gegen Drogen und gegeneinander. - © Sony Pictures
Denzel Washington (l.) und Mark Wahlberg kämpfen gegen Drogen und gegeneinander. - © Sony Pictures

In "2 Guns" lässt sich alles auf diese simple Formel herunterbrechen: Jeder gegen jeden, und niemand weiß, wer hier eigentlich wen betrügt. Die zwei Agenten Bobby Trench (Denzel Washington) von der DEA (Drug Enforcement Administration) und Michael Stigman (Mark Wahlberg) von der US Navy arbeiten zusammen gegen findige Drogen-Syndikate, in die sie eingeschleust wurden. Sie wissen zwar, dass sie Partner sind, aber sie wissen nicht, dass der jeweils andere in Wahrheit für unterschiedliche Regierungsbehörden tätig ist. Beim Versuch, ein mexikanisches Drogenkartell zu stellen, scheitern die Kollegen und werden von ihren Vorgesetzten fallengelassen. Nun haben sie nur mehr sich selbst - doch wie Vertrauen aufbauen, wenn es völlig zerstört scheint?

"2 Guns" entstammt der Regie von Baltasar Kormákur, einem gebürtigen Isländer, der hier solides Actionkino mit Star-Besetzung vorlegt: "Es ist eine Geschichte über Figuren, die vom System zerrieben werden, angesiedelt in Regierungsagenturen, die ihre Ziele durchsetzen, koste es, was es wolle", sagt Kormákur. Mit vielen kleinen Regie-Einfällen, einer Brise schwarzem Humor und einer beharrlichen Dialoggestaltung zwischen den beiden Hauptfiguren erinnert der Film an eine softe Variation von Tarantinos Welt: Ein bisschen Quentin für Arme, würde der kritische Betrachter unken. Immerhin streift der Film aber auch ein heißes Eisen: Er thematisiert die von Korruption und Gier durchsetzten "Heiligtümer" der USA: Sowohl Navy als auch DEA seien höchstselbst in den regen Drogenhandel an der US-Grenze zu Mexiko involviert.

In den offiziellen Presseunterlagen zum Film fehlt das Thema Korruption unter Regierungsbehörden freilich - was zählt, ist der Spaß-Faktor, den solche Action-Komödien mit sich bringen. Politisch die Finger verbrennen will sich bei den Studios keiner.

Lächerlicher Drogen-Krieg


Nur Kormákur traut sich, denn er ist viel zu sehr Europäer, als sich dem Gute-Laune-Diktat verpflichtet zu fühlen: "Die Grenz-Situation in den USA ist ein Riesenproblem für die Amerikaner, und auch der sogenannte ‚Krieg gegen die Drogen‘ ist geradezu lächerlich. Ich bitte die Zuschauer, meinen Film nicht allzu ernst zu nehmen, denn es ist und bleibt ein Film, der Spaß machen soll, und wir waren uns während des Drehs auch dessen bewusst. Aber natürlich haben wir viele Aspekte von Korruption in der Navy eingebaut, und alle diese Fälle existieren tatsächlich. Es gibt viele bestätigte Fälle, in denen die Navy direkt in Drogenschmuggel verwickelt war, die man aber mit verdeckten Operationen rechtfertigte." Ein Land der Doppelmoral? "So ist die Situation des heutigen Amerika. Edward Snowden ist ein fabelhaftes Beispiel dafür, wie es in diesem Land zugeht", sagt Kormákur.

Kormákur, der 2012 mit "Contraband" sein US-Debüt gab, gilt in seiner Heimat Island als fixe Größe des Arthaus-Kinos und reüssierte dort mit ebenso anspruchsvollen wie schwarzhumorigen Filmen wie "101 Reykjavik" (2000), "A Little Trip to Heaven" (2005) oder "Inhale" (2010). "Hätte ich als Kind meinen Wunsch geäußert, in den USA Filme zu machen, hätte man mich ausgelacht", sagt der Regisseur. "Ich dachte schon, was für ein tolles Geschenk es ist, dass ich in Island Filme drehen darf."

Doch mit "2 Guns" schaffte es Kormákur ins Programm der Festivals von Locarno und Toronto. Einen Grund dafür glaubt er auch zu kennen: "Früher drehte ich Filme, die waren so weit entfernt von Hollywood wie nur möglich", sagt er. "Vielleicht war es genau das, was mir die Türen zur Traumfabrik geöffnet hat."