In "Mister Universo" (ab Freitag im Kino) gibt es Skurrilitäten und Artisten, Illusionen und Akrobatik, aber auch die Suche nach Halt und Familie, nach Glück und Gewissheit. Der neue Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel befasst sich mit einem widerkehrenden Thema im Werk des filmemachenden Paares: mit der Welt des Zirkus. Darüber haben die beiden schon in ihren Filmen "Babooska" (2005) und "La Pivellina" (2009) erzählt, und die Begeisterung dafür dauert an.
"Der Zirkusalltag ist ein völlig anderes Leben, bei dem man permanent auf der Reise ist und eine gewisse Heimatlosigkeit kennt", erzählt Rainer Frimmel. "Es ist eine Familie im weitesten Sinne. Es ist eine in sich geschlossene Welt. Als Außenstehender da hineinzukommen, hat schon was Faszinierendes. Wir werden natürlich immer fremd sein, in dieser Welt. Für mich ist das ein sehr soziologischer Zugang, darin einzutauchen und auch akzeptiert zu sein."
Dass es besonders freiheitsliebende Menschen zum Zirkus zieht, glaubt Frimmel nicht: "Das ist das größte Klischee überhaupt. Man interpretiert es nicht als Freiheit, wenn man jeden Sonntag Abend das Zelt abbauen und jeden Dienstag Vormittag wieder aufbauen muss. Das ist wirklich hart."

Durch die Beschäftigung mit dem Zirkus in den früheren Filmen konnten Covi und Frimmel immer tiefer in den Alltag Einsicht nehmen. "Bei uns entstehen die Ideen immer durch die Begegnungen", sagt Tizza Covi. "Wir lernen Menschen kennen und schätzen und daraus entstehen diese Ideen. Der neue Film hat im Wesentlichen mit Menschen zu tun, die wir bei der Arbeit an ‚Babooska‘ kennengelernt haben."
"Mister Universo" dreht sich um den Raubtierbändiger Tairo (Tairo Caroli), der seinen Talisman verloren hat, ein Stück Eisen, das Arthur Robin, der legendäre Bodybuilder, einst gebogen und ihm geschenkt hatte. Tairo begibt sich auf die Suche nach Arthur, die ihn durch halb Italien und auch bei der zahlreichen Verwandtschaft vorbeiführt. "Artisten sind sehr abergläubisch, weil es ja auch ein sehr gefährlicher Beruf ist, und jeder hat seinen Talisman und seine Rituale", erklärt Covi den Antrieb ihres Protagonisten, den verlorenen Glücksbringer unbedingt wiederfinden zu wollen.
Dass "Mister Universo" über weite Strecken anmutet wie ein Dokumentarfilm, liegt daran, dass das Paar dort seine Wurzeln hat. "Unsere Unterlagen bestehen aus 20 bis 30 Seiten in Form einer Kurzgeschichte. Es gibt den Fluss der Geschichte, an den wir uns halten, aber unterwegs finden wir immer wieder Umwege oder neue Figuren, die uns interessieren."