Besondere Beachtung fanden bei der Diagonale die Doku "Gwendolyn" von Ruth Kaaserer und der Spielfilm "LAnimale" von Katharina Mückstein - man traut diesen Produktionen durchaus zu, bei der Preisverleihung berücksichtigt zu werden, zumal beide Filme, jeder ganz auf seine Art, außergewöhnliche Frauenbilder zeigt: Während Mückstein vom schwierigen Erwachsenwerden einer Maturantin berichtet, fokussiert Kaaserer auf eine 65-jährige pensionierte Anthropologin, die sich täglich im Gewichtheben übt.
Minimalismus und eine entschleunigte Tragödie
Die Diagonale hat auch außergewöhnliche Spielfilme zu bieten, die interessante Einblicke liefern: "Cops" von Stefan A. Lukacs etwa gibt sich als spannendes, nervenaufreibendes Polizeidrama, verrät nebenher, aber vielsagend, wie es hinter den Kulissen der Spezialeinheit Wega zugeht und welchen - vor allem psychischen - Belastungen die Beamten ausgesetzt sind. Sie sind damit sehr oft auch alleingelassen, denn psychische Härte zählt zu den Grundvoraussetzungen in einem solch riskanten Job. Das Menschsein auszublenden, gelingt dabei aber bei weitem nicht jedem. Ums Menschsein geht es auch bei Ludwig Wüst. Der Stammgast bei der Diagonale zeigte seinen Film "Aufbruch", der ihn im Februar erstmals zur Berlinale führte, in die Sektion Forum. Darin spielen Wüst selbst und Claudia Martini zwei Menschen, die sich mehr zufällig begegnen; beide sind enttäuscht worden im Leben, aber davon wird zunächst kaum gesprochen. Sie brechen zu einer Reise auf, die kein Ziel kennt; fest steht nur, dass sie etwas hinter sich lassen müssen. Wüst ist ein Meister des kinematografischen Minimalismus, bei ihm entschleunigt sich die Tragödie, ohne dadurch ihre Brisanz zu verlieren. Mehr noch: In Wüsts "Aufbruch" entwickelt sich nach einiger Zeit eine fast erschreckende Sogwirkung, die den gebrochenen Menschen in diesem Film und dem Zuschauer den Wert des Menschseins veranschaulicht.