Früher war sie dank Filmen wie "Harry & Sally", "E-Mail für Dich" oder "Schlaflos in Seattle" die Königin der romantischen Komödie, und dann war ihre Filmkarriere plötzlich aus. Meg Ryan (56) gehörte einst nicht nur dank ihres unglaublich süßen Schmollmundes zu den Aushängeschildern der US-RomComs der 1990er Jahre, nein, sie war ihr Gesicht. Kaum jemand war dermaßen festgelegt auf die Rolle des verletzlichen Mädchens von nebenan, das auf seinen Prinzen wartete. Der Prinz kam und holte sie, so wollte es die Dramaturgie.

Hollywood-Ikone Meg Ryan zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nun führt sie Regie. - © Katharina Sartena
Hollywood-Ikone Meg Ryan zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nun führt sie Regie. - © Katharina Sartena

Doch dann wurde Meg Ryan 40, die Unbarmherzigkeit Hollywoods katapultierte sie ins Karriere-Aus, ein Ausflug in ein anderes Genre mit Anspruch scheiterte: Jane Campions erotischer Thriller "In the Cut" (2003) erwies sich als Kassengift.

Heute ist Meg Ryan mit einigem Abstand zur Schauspielerkarriere wieder im Filmbusiness tätig. 2015 führte sie erstmals Regie, derzeit entwickelt sie neue Projekte als Produzentin. Beim Filmfestival von Locarno verlieh man ihr einen Ehren-Leoparden, aus diesem Anlass empfing Meg Ryan Journalisten zum Gespräch.

"Wiener Zeitung": Seit Sie von den Leinwänden verschwunden sind, hat sich viel getan in Hollywood. Glauben Sie, dass ein so abruptes Karriere-Aus, wie es damals bei Ihnen stattgefunden hat, in Zeiten der #metoo-Bewegung noch möglich wäre?

Meg Ryan: Ich glaube, die #metoo-Bewegung wird tatsächlich etwas verändern an Hollywood - und an der Gesellschaft. Man muss sich das wie eine Pendelbewegung vorstellen. In gewisser Weise war das Aufbrechen der Machtstrukturen Hollywoods auch eine Reaktion auf die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten. Damals gingen Millionen Amerikaner auf die Straße, und nun werden die Machtverhältnisse in den männerdominierten Berufen hinterfragt. All das als Reaktion auf diesen Präsidenten. Das Pendel wird auch wieder in die andere Richtung ausschlagen, aber irgendwann wird es sich wieder in der Mitte einpendeln. Und dann ist es wichtig, dass es bleibende Veränderungen für die Frauen gibt. Denn dank #metoo sind die Mächtigen alarmiert und die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler müssen nicht mehr auf dubiose Angebote eingehen.

Haben Sie selbst auch mit Sexismus zu tun gehabt?

Ja, aber eher in Zwischentönen. Es gab bei mir keine große Missbrauchsgeschichte. Aber Hollywood war vor allem in den 80er und 90er Jahren sehr sexistisch, alle Studiobosse waren Männer, die meisten Filmkritiker auch. Der Sexismus ist in Hollywood stark verankert, auch in der Darstellung von Frauen in Filmen. Am Ende wird die Nachfrage entscheiden, welche Filme gedreht werden und welche nicht: In Hollywood geht es ausschließlich darum, Geld zu verdienen.