Locarno. Triumph für das Dokumentaressay "Chaos" bei den 71. Filmfestspielen von Locarno: Das Werk der in Wien lebenden Syrerin Sara Fattahi wurde am Samstag mit dem Goldenen Leoparden in der Sektion der zeitgenössischen Filmemacher, "Cineasti del Presente", geehrt. Produziert hat den zweiten Langfilm der 35-jährigen Fattahi die Wiener Firma Little Magnet Films.
Damit setzte sich der Wiener Beitrag in der für Erst- und Zweitfilme vorbehaltenen Sparte gegen 15 Konkurrenten aus aller Welt durch. Der Hauptpreis in der Nebensektion ist mit 40.000 Franken (35.115 Euro) dotiert, die zu gleichen Teilen an die Regisseurin und den Produzenten gehen.
"Chaos" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie von Fattahi. Sie rückt damit nach ihrem Debüt "Coma" (2015) erneut das Schicksal syrischer Frauen angesichts des Bürgerkriegs in ihrem Heimatland in den Fokus. Hatte die aus Damaskus stammende Regisseurin mit "Coma" weibliche Mitglieder ihrer eigenen Familie porträtiert, stellt sie in "Chaos" nun drei Frauen - darunter ihr Alter Ego - und deren Umgang mit Verlust und innerem Exil in den Mittelpunkt. Den Abschluss der Reihe soll dann der erste Spielfilm der seit zweieinhalb Jahren in Wien lebenden Fattahi sein.
Goldener Leopard an "A Land Imagined"
Den Hauptpreis des Filmfestivals Locarno, den Goldenen Leoparden, gewann überraschend der Spielfilm "A Land Imagined" des Regisseurs Yeo Siew Hua aus Singapur. Das gab die Jury unter Vorsitz des chinesischen Regisseurs Jia Zhang-ke am Samstag bekannt.
Finanziert wurde der Film, der in einer Mischung aus Thriller, Lovestory und Baustellenreport moderne Formen der Ausbeutung geißelt, von Produzenten aus Singapur, Frankreich und den Niederlanden.
Den Preis für die beste Nachwuchsregie erhielt Tarik Aktas (Türkei) für "Dead Horse Nebula", während die 35-jährige Schweizerin Nicole Vögele einen Spezialpreis für ihren Dokumentarfilm "Closing Time" über einen Nachtimbiss in Taipeh zugesprochen bekam.
Die Internationale Jury unter der Leitung des chinesischen Filmemachers Jia Zhang-ke, zu der auch die italienisch-österreichische Regisseurin Tizza Covi zählte, gab ihre Entscheidungen am Samstagnachmittag bekannt. Überreicht werden die Leoparden für den besten Film, die beste Regie, die besten Schauspielerinnen und Schauspieler und weitere Auszeichnungen dann traditionell am Abend auf der Piazza Grande des Schweizer Ortes.
Spezialpreis für Dokumentarfilm über Ultraorthodoxe
Mit einem Spezialpreis zeichnet die Jury den Dokumentarfilm "M" der Französin Yolande Zauberman aus. Die jüdische Filmemacherin thematisiert sexuellen Missbrauch innerhalb der ultraorthodoxen Gemeinschaft in der israelischen Stadt Bnei Brak.
Der Leopard für die beste Regie ging an die Chilenin Dominga Sotomayor für "Tarde para morir joven". Der Spielfilm handelt vom Erwachsenenwerden in einer Aussteigerkolonie im Sommer 1990 - kurz nach dem Ende der Diktatur in Chile.
Als beste Darstellerin wiederum zeichnet die Jury Andra Guți für die Hauptrolle in"Alice T." aus. Guți inkarniert im rumänischen Teenagerdrama von Radu Muntean eine rebellische 17-Jährige, die mit einer Schwangerschaft ihre Adoptivmutter herausfordert. Der Leopard für die beste männliche Rolle geht an KI Joobong als lebensmüder Dichter im südkoreanischen "Gangbyun Hotel". Regie in der melancholisch humorvollen Schwarz-weiß-Miniatur führte Locarno-Rückkehrer Hong Sangsoo, der 2015 für "Right Now, Wrong Then" den Goldenen Leoparden erhalten hatte.
Publikumspreis für Spike Lee
Den Publikumspreis für die auf der Piazza Grande gezeigten Filme geht dieses Jahr an "BLACKkKLANSMAN" von Spike Lee. Der Streifen über einen schwarzen Polizeidetektiv, der den Ku-Klux-Klan infiltriert, ist bereits ab 24. August in den österreichischen Kinos zu sehen.
Mit dem Swatch First Feature Award wird zudem der beste Debütfilm ausgezeichnet: "Alles ist gut" von Eva Trobitsch (Deutschland). Und schließlich siegte in der vom Festival unabhängigen Kritikerwoche der französische Dokumentarfilm "Le Temps des Forets" von Francois-Xavier Drouet.
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