George Clooney tanzt. Aber darum geht es eigentlich nicht in diesem Film. Denn "Money Monster" von Regisseurin Jodie Foster will vielmehr Systemkritik sein als locker-leichte Unterhaltung. Und das geht so: Clooney spielt den Finanzguru Lee Gates, der es im Fernsehen zu einer eigenen Show gebracht hat, die "Money Monster" heißt, und in der er Anlagetipps für die Zuschauer gibt: In welche Papiere sollte man jetzt investieren? Welcher Wall Street-Analyst hat die besten Empfehlungen? Wie risikobereit muss man sein? Alles Fragen, die Gates in seiner Show beantwortet - die Betonung liegt auf SHOW. Denn seine windigen Tipps sind mindestens so seriös wie die Miss-Italia-Wahl im italienischen Fernsehen: Auch hier schwingen knapp bekleidete Mädchen im Hintergrund das Tanzbein.

Doch anders als bei den Models geht es in "Money Monster" um einiges mehr: Weshalb Gates sich nicht nur Freunde gemacht hat. So hat Familienvater Kyle (Jack O’Connell) sein gesamtes Vermögen an der Börse verloren, weil er auf einen Insidertipp aus Gates’ Sendung gehört hat. Angetrieben von Wut und Rachedurst platzt Kyle bewaffnet in die Live-Sendung in Gates’ Studio und nimmt den Moderator vor laufenden Kameras als Geisel. Er droht, Gates umzubringen, falls seine darniederliegenden Aktien bis Handelsschluss nicht um mindestens 24,5 Punkte steigen.

Gehetzter Plot in Echtzeit

Gates’ Leben liegt plötzlich in der Hand der Anleger. Die Spannung steigt, als sich Gates’ Produktionsleiterin Patty (Julia Roberts), die mit ihm via Funkkopfhörer verbunden ist, in die Geschichte einklinkt und beide versuchen, den Geiselnehmer davon zu überzeugen, es lieber doch gut sein zu lassen, während die Polizei schon den Schießbefehl erhalten hat.

Ein gehetzter Plot in Echtzeit, das ist zumeist die Einladung an Regisseure, ihre ganze Kunstfertigkeit in Bezug auf Suspense auszuspielen. Eine Zeit lang geht das auch in "Money Monster" gut, weil die Zuschauer vor den Fernsehschirmen es spätestens seit 9/11 gewohnt sind, bei sogenannten "Developing Stories" zuzusehen und diese beinahe als Krimi zu verstehen, Popcorn inklusive.

Genau in diese Kerbe schlägt Foster bei ihrer Inszenierung: Sie deklariert sich als Anwältin der Zuschauer, indem sie sich stellvertretend als Moralapostel gegen die Finanzhaie dieser Welt stellt und mit erhobenem Zeigefinger und höchst unterhaltsam gegen sie wettert; das mag dem vorliegenden Sujet dienlich sein, um Tempo und Rhythmus der rastlosen Suspense-Geschichte zu befeuern, doch weil "Money Monster" so viel mehr sein will als bloß ein actionreicher Thriller, geht dem Film bald die Puste aus. Und zwar auf der Ebene der Moral: Das Differenzieren ist Fosters Sache nicht, aber das mag auch dem Setting geschuldet sein, in dem dieser Film angesiedelt ist. Noch nie war das (US-)Fernsehen ein besonders bekannter Hort für Niveau und Tiefsinnigkeit. Was einem hier nicht mit der Holzhammermethode eingebläut wird, kommt auch nicht beim Zuschauer an. Insofern bedient sich Foster der gleichen Methoden wie das System: Was zählt, ist die Show und nicht der Kollateralschaden. Genau wie an der Börse.