Wie oft kann man eine Geschichte erzählen? Glaubt man Hollywood: unendlich. Seit Jahren regiert dort König Fantasielos mit dem Szepter der Sequelisierung. Es muss nicht einmal eine Fortsetzung der Fortsetzung sein. Es reicht, wenn Katherine Heigl in einer Romanze oder Liam Neeson in einem Haudrauf-Thriller spielen, dass da diese Ahnung aufsteigt: "Das hab ich doch schon gesehen?"
"Terminator: Genisys" ist so eine Fortsetzung der Fortsetzung. Es ist sogar der fünfte Teil der Mensch-gegen-Maschine-Saga. Um das komplizierte Zeitlinien-Kuddelmuddel nicht noch mehr zu verwirren, bezieht sich dieser Film nur auf die von James Cameron selbst inszenierten, ersten zwei Teile. Davon muss man nur wissen: Arnold Schwarzenegger war zuerst eine Killer-Maschine, dann bekam er einen Beschützerinstinkt einprogrammiert.
Die Vorzeichen sind gleich, die atomar-apokalyptischen Rußflankerl sind halt jetzt in 3D: 2029 haben Maschinen die Menschen versklavt, Rebellenanführer John Connor (Jason Clarke) muss weg: Ein Terminator (T-800) reist in die Vergangenheit, um Connors Mutter Sarah zu töten. "Terminator: Genisys" erzählt anfangs den ersten Film neu, nur, dass nun ein computeranimierter böser Schwarzenegger gegen einen alten guten Schwarzenegger kämpft. Das ist technisch und dramaturgisch nicht neu, hat aber Witz, wenn gerade Schwarzenegger mit seinem ohnehin konkurrenzlos eindimensionalen Spiel als Maschine auch noch aus der Maschine kommt.
Wenn diese neue "Terminator"-Folge auch kaum Originäres hat, so bringt sie doch ein neues Spannungsfeld à la unwahrscheinlicher Entwicklungsroman aufs Tapet. Schwarzeneggers schrottiger alter Terminator scheint tatsächlich neuerdings Gefühle zu empfinden, während auf der anderen Seite das Menschliche in echten Menschen zur Optimierung ausradiert wird (Borg-Kenner werden jauchzen).
Ursünde Smartphonezombie
Sarah wird von "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke gespielt. Ihre toughe Kindlichkeit (sie nennt den T-800 allen Ernstes "Paps") ist weit entfernt von der erst dauerbewellten, dann stahlhart trainierten Linda Hamilton der Cameron-Ära. Aber als Amazone einer neuen Generation, die Popkultur aus TV-Serien und Social Media bezieht, passt sie. Partner Jai Courtney als Kyle Reese bleibt blass, hat aber Identifikationspotenzial, wenn er am Schlauch steht bei den zeitlinientechnischen Ausführungen von Schutzengel-Schwarzenegger auf Steirenglisch-Roboterisch. Überhaupt wird das Motto "Die Zukunft ist noch nicht geschrieben" recht lässig ernst genommen (weil: ist eh schon wurscht). Eine Wendung holt die Dystopie in eine gar nicht so unplausible Gegenwart, als sich nämlich erklärt, wie die Maschinen Macht über die Menschheit erlangen konnten. Eine U-Bahnfahrt ist da auch heute schon aufschlussreich - Stichwort Smartphonezombies. Fast subversiv, aber nicht konsequent: In diese Richtung hätte "Terminator: Genysis" weiter unter die Oberfläche bohren können.
Wer aber Action in Computerspielästhetik mag, wer sich an nostalgischen Special Effects wie Flüssig-Metall-Morphing erfreut, wer über Schwarzeneggers One-Liner (total tweetbar: Keiner hat mehr als 140 Zeichen!) immer noch lachen kann, der wird den Film trotz allem unterhaltsam finden. Oder anders gesagt: Man hat schon ödere Wiederholungen gesehen.