Am Dienstag, dem Tag nach Franz Schuberts 190. Todestag, setzte Mitsuko Uchida ihre im Vorjahr begonnene Sonaten-Aufführungsserie fort. Die Beziehung der Musikerin zu Schubert reicht bis in ihre Kindheit zurück. Zu ihm hatte Uchida eher eine Verbindung als zu anderen Komponisten. Mit ihm teilte sie die Einsamkeit. Zwischen 1996 und 2001 spielte die Pianistin im Großen Saal des Musikvereins - in dem man ihrer Meinung nach einen Schubert-Klang hat wie nirgendwo sonst - alle großen Klaviersonaten ein. Selbst nach Jahrzehnten der intensiven Beschäftigung wird diese Musik bei Mitsuko Uchida nie zur Routine. Keine Spur von Abgeklärtheit. Jeder Abend ist ein neues Abenteuer, ausgesprochen fordernd, aber stets lohnend.

Die Es-Dur-Sonate D 568 zu Beginn nimmt sich noch sehr klassisch aus in puncto Satzfolge und Tonartendisposition. Der scheinbar heiteren Grundstimmung begegnet Uchida mit einer Portion Vorsicht: hell, aber vielerorts mattiert im Klang, perlend, aber nicht unbändig ausgelassen. Dann die a-Moll-Sonate D 784 mit ihren fast orchestralen Klangfarben, ein Werk des Übergangs, und schließlich die A-Dur-Sonate D 959, die mittlere der späten Trias: ein Gefäß prall gefüllt mit Wünschen, Träumen, Hoffnungen, vielen Gedankenstrichen und Zweifeln. Bei Mitsuko Uchida bleiben diese Kompositionen keine abstrakten Gebilde, sondern verwandeln sich in Materie, für die gekämpft, um die gerungen wird. Die wunderbare Künstlerin ermöglicht wirkliche Begegnungen mit der Gedankenwelt Schuberts, das nächste Mal an diesem Freitag wieder im Musikverein.

Konzert

Mitsuko Uchida

Musikverein