(irr) Es ist ein wenig wie mit der russischen Puppe, in der eine Miniatur ihrer selbst steckt: Als Sergei Rachmaninow sein Klaviertrio in d-Moll schrieb, widmete er es seinem eben verstorbenen Mentor Piotr Tschaikowski - und lieh sich einige Noten aus dessen berühmtem Trio, das selbst einen Todesfall betrauerte. Hier enden aber die Parallelen: Rachmaninows Werk war kein Platz an der Kammermusiksonne beschieden, der Grund dafür trat am Montag im Musikverein zutage. Das Wesen dieses "Trio élégiaque Nr. 2" besteht vor allem darin, sich eine Dreiviertelstunde gegen das eigene Ende zu sträuben. Ein süffiger Sound von Geige und Cello, dazu viel Diskant-Geglitzer und Donneroktaven vom Flügel bescheren eher sinnliche Aromen als Substanz.

Dennoch eine reizvolle Spielwiese für Daniil Trifonov, den Rachmaninow-Fan und Pianisten mit der stupenden Nanotechnologie. Den eigenen Notenfluss noch im Prestissimo wachsweich modellieren, das kann sonst kaum einer. Dieses Talent kommt hier vor allem dem Mittelsatz zugute, in dem die Triolen wie Sodabläschen perlen; im Kopfsatz strömt das Herzblut nach Kräften, klangsatt befördert von Geiger Sergei Dogadin und Cellist Narek Hakhnazaryan.

Wie jiddelnder Heavy Metal

Deutlich raffinierter ist Schostakowitschs e-Moll-Trio gewoben und ein Reißer in seinen schnellen Sätzen: Den rasenden Witz des Scherzos kosten Trifonov und Kollegen nach einem Wackelstart schelmisch aus; die Kraft des Finales stauen sie dämonisch auf, bevor sie eine Klangflut entfesseln, die eine Klezmer-Melodie zu Heavy-Metal-artiger Wucht steigert. Am Ende Rachmaninows Ober-Hit "Vocalise", Handyfotos, Jubel.