Sie kam, sah und spielte. Dass die Tastenkünste Yuja Wangs bei keinem Werk an ihre Grenzen stoßen, stellte die chinesische Ausnahmepianistin am Mittwochabend im Wiener Konzerthaus bei ihrer Premiere von Robert Schumanns Klavierkonzert unter Beweis. Zum sprichwörtlichen "Sieg" reichte es aber nicht, technisch ausgefeilt, mit akkurater Fingerfertigkeit und präzisem Anschlag agierte Wang in weiten Teilen des Konzerts zu steif. Besonders im zweiten Satz fehlte es an Nuancen und Differenzierungen, das lyrische Intermezzo geriet geradezu mechanisch und eintönig im Klang. Ein weiteres großes Manko: die fehlende Interaktion zwischen den Wiener Symphonikern und der Pianistin, woran auch Dirigent Lorenzo Viotti trotz souveräner Leitung nichts ändern konnte.

Bei Schostakowitschs Zehnter Symphonie stellte der junge Dirigent seine Souveränität und mühelose Kontrolle dafür umso eindrucksvoller unter Beweis - kleine Gesten und genaue Tempovorstellungen entlockten den Symphonikern eine spannungsvolle Interpretation. Dabei ermöglichte Viotti insbesondere in den Solopassagen des vierten Satzes Freiräume, ohne den dramaturgischen Bogen zu verlieren. Die hingebungsvoll musizierenden Symphoniker beeindruckten mit kontrastreichem Klangbild, voluminösen Streicherpassagen und makelloser Intonation in den Holzbläsern. Mit solch künstlerischer Eindringlichkeit gespielt, hallte das berühmte, den Komponisten symbolisierende DSCH-Motiv noch lange triumphierend nach - sie kamen, sahen und siegten.´