Ein zarter Hauch von Frühlingsromantik war in dieser Matinee im Musikverein zu vernehmen. Das Programm, bestehend aus Schumanns erster Symphonie ("Frühlingssymphonie") und Berlioz’ "Symphonie fantastique" bot unter der klaren Leitung von Mariss Jansons einiges an Anmut.
Jansons zeigt sein Gespür für Grazie und die Wiener Philharmoniker verneigen sich symbolisch vor ihm mit ausgesprochen klarem Spiel. So ist das Ergebnis ein graziöser Schumann von höchster Eleganz: sanfte Ruhe im Larghetto, jubilierend im Allegro. Nur dazwischen, im Scherzo, vergisst Jansons hie und da, dass es ein "molto vivace" sein sollte. Allerdings darf einem Mann seines Kalibers hier durchaus Absicht unterstellt werden.
Ein ähnliches Verhalten legt er in Berlioz’ "Symphonie fantastique" an den Tag. Auch hier zieht sich Klarheit durch die fünf Episoden, kein philharmonisches Schludern weit und breit, präzise Geigenläufe, punkgenaue Akzente. Dem Geigenthema nimmt Jansons alles, was zu viel der Sentimentalität wäre, sodass auch hier pure Schönheit übrigbleibt. Doch ab dem Adagio fährt er das Tempo wieder nach unten, bringt die "Scène aux Champs" fast zum Stillstand, was dem Wiener Publikum, dem solche Spannung schwer erträglich scheint, ein Hustenkonzert sondergleichen entreißt. Jansons lässt sich allerdings in den letzten schnelleren Sätzen auch davon nicht erneut antreiben. Dass dieser Ansatz wunderbar umgesetzt wird, ist vor allem auch dem Orchester und einigen exzellenten Solisten zu verdanken. Jubel im Publikum.