Dirigenten tun not. Solistenkonzerte bilden da keine Ausnahme. Der Auftritt der wunderbaren Mitsuko Uchida im Wiener Konzerthaus machte diese Tatsache deutlich. Pianistin und musikalische Leiterin in Personalunion? Theoretisch ja, praktisch nicht wirklich zufriedenstellend. Die Abstriche, die die Zweiteilung der Aufmerksamkeit mit sich bringt, sind zu groß. Das angedeutete Dirigieren, das Mitzeigen des musikalischen Verlaufs zieht zu viel Konzentration von der immer so akkurat spielenden Uchida ab.
Auch wenn die Pianistin bei ihren Einsätzen stets das Tempo straff vorgab, ein auf sich gestelltes Musikerkollektiv schleppt gern. In Summe waren daher die Temposchwankungen zu groß. Und nicht zu vergessen das Thema Balance. Wie laut, wie präsent darf das Orchester sein? Ab wann deckt es das Klavier akustisch zu? Natürlich entstehen durch diese Art des kammermusikalischen Musizierens auch besondere Momente. Wann sieht man Mitsuko Uchida sonst tänzelnd am Flügel?
Passagenweise ideal
Zwei Klavierkonzerte von Mozart standen auf dem Programm: F-Dur KV 459 und d-Moll KV 466. Die Pianistin beherrscht Mozart wie wenige andere, hat einen wunderbaren Ton und phrasiert fantastisch. Das Mahler Chamber Orchestra brachte ein hohes Maß an Aufmerksamkeit aufs Podium und gestaltete manche Passage im Zusammenspiel traumhaft weich. Strauss Studie für 23 Solostreicher "Metamorphosen" gelang mit viel Engagement; das 1945 verfasste Stück erzielte aber nicht seine volle, aufwühlende Wirkung.