Feste gehören gefeiert, wie sie fallen - das gilt auch für den Dreikönigstag: Genau an diesem Tag vor 150 Jahren öffnete der Wiener Musikverein, Theophil Hansens Wundertempel der Tonkunst, seine Pforten. Und an eben diesem Tag des Jahres 2020 feierte das Haus nun seinen Geburtstag mit einem Festkonzert der Wiener Philharmoniker. Der scheidende Intendant Thomas Angyan begrüßte dazu prominente Gäste aus Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, darunter auch Heinz Fischer.
Der Altbundespräsident zählte zu den Rednern jenes Festaktes, der vor dem Vormittagskonzert im Brahmssaal des Hauses stattfand. Fischers Ansprache führte dabei von den Anfängen der Tonkunst bis zu ihrer Gegenwart und gipfelte in einer Dankbarkeitsbekundung an Angyan und dessen Gattin. Der Intendant wiederum gedachte in seinem Beitrag nicht zuletzt des verstorbenen Dirigenten Mariss Jansons, der das Festkonzert am Montag hätte leiten sollen. In seiner Würdigung des Musikvereins bezeichnete Angyan die Hingabe als Fundament des Baus - "prägend für die Gegenwart, tragend für die Zukunft".
Erhabene Dramatik
Das begeisterte Publikum lauschte danach mit Entzücken dem gleichen Programm wie im Jänner 1870: Beethovens "Egmont"-Ouvertüre entwickelte unter Dirigent Semyon Bychkov eine ebensolche erhabene Dramatik wie das Eröffnungs-Allegro zur Fünften Symphonie des Titanen. Nach einem seelenvollen Andante stand das Finale im Zeichen eines mystischen Heroismus.
Dieses Niveau kam auch den Werkausschnitten zugute, die das Programm aus 1870 beinhaltet. Kontemplative Stille verbreitete Anne-Sophie Mutter im Adagio zu Johann Sebastian Bachs Violinkonzert BWV 1042; lieblich, voller süßem Schmelz gelang die Szene des Belmonte "O wie ängstlich" aus Mozarts "Entführung aus dem Serail" dank Piotr Beczaas berühmtem Tenor. Neben den philharmonischen Gastgebern des Feieraktes verbreitete der Hauschor musikalischen Zauber: Mit größter Innigkeit, Würde und Akkuratesse interpretierten die Damen und Herren des Singvereins (unter der Leitung von Johannes Prinz) den Chor "Stimmt an die Saiten" aus Haydns "Schöpfung" sowie Schuberts "Pax vobiscum" D 551. Ovationen für so viel gelebte Musikkultur.(dawa/apa)